Enorme Verluste bei deutschem Autohersteller:General Motors muss Opel kräftig sanieren

In der Produktion zu teuer, im Verkauf zu billig: Die deutsche Traditionsfirma Opel benötigt schnell Erfolge, sonst kommt bald das Aus. Der amerikanische Mutterkonzern General Motors muss das Problem endlich angehen - denn GM braucht Opel auch weiterhin.

Caspar Busse

Eigentlich ist die Sache klar: Der amerikanische Autokonzern General Motors (GM) meldet einen Rekordgewinn, die europäische Tochterfirma Opel dagegen - entgegen allen anderslautenden Versprechungen - ein wieder größer werdendes Minus. Kein Wunder also, wenn die Strategen aus der Zentrale in Detroit nun auf schnelle Sanierung drängen, auch wenn die Maßnahmen sehr bitter sein könnten. Es geht etwa um die Schließung des Standortes Bochum mit 3000 Jobs.

A traffic light is pictured in front of the Opel plant in Bochum

Für die deutsche Traditionsfirma Opel sieht es derzeit ganz düster aus.

(Foto: REUTERS)

Opel hat schon sehr lange Probleme, die Geduld ist aufgebraucht. Es muss sich jetzt endlich etwas tun - sonst sieht es für die deutsche Traditionsfirma, die in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiert und seit 1929 zu GM gehört, ganz düster aus.

Deutsch-amerikanische Eifersüchteleien nach dem Motto "Die aus Detroit wollen uns nur kaputtmachen" oder "Die Amerikaner rechnen uns absichtlich schlecht" sind da fehl am Platze. Andersherum hat die Deutsche Telekom zum Beispiel mit ihrer amerikanischen Tochterfirma T-Mobile ebenfalls ein Riesenproblem, saniert und sucht aktiv nach Lösungen (auch wenn die zuletzt glorreich scheiterten). Der große Unterschied: T-Mobile verdient im Gegensatz zu Opel wenigstens Geld.

Der Niedergang von Opel ist oft beschrieben worden, aufgehalten wurde er nie. 1928 war die Firma aus Rüsselsheim größter Autohersteller in Deutschland, 1972 lag der Marktanteil bei immerhin noch 20 Prozent, heute dümpelt er bei acht Prozent. Natürlich gibt es dafür viele Gründe: Das Image von Opel ist angesichts der jahrelangen Querelen am Boden. Eine schlüssige Strategie fehlt: GM beschränkt die Marke Opel auf Europa, in den Wachstumsmärkten in Asien und Nordamerika verkauft der Konzern lieber Fahrzeuge mit anderen Marken.

Das Grundübel: Opel, technologisch im GM-Konzern durchaus ganz vorn mit dabei, produziert zu teuer und zu wenig, verkauft aber zu billig. Mit den großen Massenherstellern wie Volkswagen, Hyundai oder Kia kann Opel nicht mithalten, Luxusanbieter wie Daimler, BMW oder Audi spielen in einer anderen Klasse.

Das ewige Hin und Her um Opel war sicher nicht hilfreich. Erst wurde um deutsche Staatshilfen gerungen, dann wollten die Amerikaner Opel losschlagen, koste es, was es wolle. Die Verkaufsgespräche mit Magna oder Fiat waren weit gediehen, da überlegte es sich Detroit anders, weil es Staatshilfe in den USA gab. Klar war schon damals: Auch ein neuer Eigentümer hätte sanieren müssen, jetzt hat Opel wenigstens einen finanzkräftigen Mutterkonzern.

Natürlich hat GM bereits einiges getan: Das Werk in Antwerpen mit 8000 Jobs wurde dichtgemacht. Doch geholfen hat es nicht. Die Amerikaner, selbst 2009 in der Insolvenz gewesen, müssen das Problem jetzt endlich angehen. Denn GM braucht Opel - Europa ist zu wichtig für den Konzern.

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