Opel:General Motors will Astra-Produktion aus Rüsselsheim abziehen

Der Opel-Astra soll möglicherweise nicht mehr in Deutschland gebaut werden. Der Mutterkonzern General Motors plant einem Medienbericht zufolge, die Produktion von Rüsselsheim nach England und Polen zu verlagern. Um das zu verhindern, bieten die Arbeitnehmer im Opel-Stammwerk sogar Lohnkürzungen an.

Es ist erst ein paar Wochen her, da gab es Gerüchte um den Standort in Bochum. General Motors (GM) plane die Schließung von ein bis zwei europäischen Werken und Bochum stünde ganz oben auf der Liste.

Opel-Deutschlandchef Karl-Friedrich Stracke dementierte zwar umgehend, doch seitdem ist sie in der Welt, die Diskussion um die Zukunft der deutschen Opel-Standorte. Jetzt greift der Opel-Mutterkonzern General Motors offenbar zu drastischen Maßnahmen, um die Traditionsmarke, die seit Jahren hohe Verluste einfährt, endlich zu sanieren. Einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge will die US-Zentrale die Produktion des Opel Astra aus dem deutschen Werk in Rüsselsheim abziehen.

Die nächste Generation des für Opel wichtigsten Modells solle von 2015 an nur noch im englischen Werk in Ellesmere Port und im polnischen Gliwice vom Band laufen, berichtet das Blatt unter Berufung auf führende Gewerkschafter. Diese beriefen sich auf Aussagen des GM-Vizechefs Stephen Girsky, der Vorsitzender des Opel-Aufsichtsrats ist. Offiziell werde die Entscheidung Mitte Mai verkündet.

"Als würde man den VW nicht mehr in Wolfsburg produzieren"

Dem Bericht zufolge hat der Betriebsrat der Konzernführung einen Vorschlag unterbreitet, wonach die Belegschaft durch Lohnverzicht oder ähnliche Kostensenkungen Investitionen finanzieren will, damit die Opel-Produktion in Rüsselsheim bleiben kann. Die Gewerkschafter bezifferten diese Investitionen demnach auf 70 Millionen Euro.

"Wir bestehen darauf, dass Rüsselsheim der dritte Astra-Standort bleibt", sagte Opel-Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug. Eine Entscheidung, die Produktion des Opel Astra aus Rüsselsheim abzuziehen, wäre "verheerend". "Das ist so als würde man den VW Golf künftig nicht mehr in Wolfsburg produzieren", zitierte die Zeitung einen Gewerkschafter.

Ein Unternehmenssprecher wollte der Zeitung zufolge den Sachverhalt unter Verweis auf noch laufende Gespräche nicht kommentieren. Richtig sei, dass Opel aktuell mit den Arbeitnehmern über Produktionsstandorte für die nächste Generation des Astra verhandele. Geplant seien Investitionen von mehr als 300 Millionen Euro. "Die bevorstehende Entscheidung zum Astra ist Teil eines umfassenden Plans, das Geschäft von Opel in Europa profitabel und nachhaltig in die Zukunft zu führen", teilte das Unternehmen mit.

Dass die Astra-Produktion in Rüsselsheim jetzt offenbar zur Disposition steht, ist nur das jüngste Beispiel für den Niedergang der Marke Opel. Der hält nun schon mehr als ein Jahrzehnt an: Seit 1999 habe General Motors mit der deutschen Tochtergesellschaft insgesamt 16 Milliarden Dollar verloren, berichtet die FAZ. Auch die aktuellen Verkaufszahlen sind schlecht. In den ersten vier Monaten des Jahres ging der Absatz in Europa um 16 Prozent zurück, Opel erreichte damit einen Marktanteil von gerade einmal 6,6 Prozent.

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