Opel: Marode Landesbanken sollen helfen:Schwache Helfer

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Vereinte Kraft gegen den Crash: Der Bund entwirft ein Opel-Treuhandmodell - und erhöht offenbar deutlich den Druck auf die Landesbanken. Sie sollen der GM-Tochter helfen.

Martin Hesse und Harald Schwarz

Den "worst case", die Pleite der Opel-Mutter General Motors (GM), hat Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) schon einmal durchgespielt - denn die Insolvenz des ehemals weltgrößten Autoherstellers wird immer wahrscheinlicher. Schon voraussichtlich Ende Mai wird GM-Chef Fritz Henderson zum Gericht gehen müssen, um die Zahlungsunfähigkeit seines Unternehmens bekannt zu geben. Nach Chrysler wäre GM dann schon der zweite große US-Autohersteller, der nicht mehr liquide ist. Die Zäsur in der einst vom Erfolg verwöhnten Branche wird immer heftiger.

Sollte General Motors pleitegehen, könnte Opel von einem Treuhand-Modell aufgefangen werden. (Foto: Foto: Reuters)

Darum sorgt der Wirtschaftsminister nun vor. Guttenberg möchte Opel vorübergehend in ein Treuhandmodell geben. Eine wichtige Voraussetzung dafür müsse allerdings erfüllt sein: Mindestens ein möglicher Investor muss ein tragfähiges Konzept vorlegen, sagte Guttenberg nach einem Spitzentreffen der Bundesregierung, an dem auch Kanzlerin Angela Merkel teilgenommen hatte.

Wettlauf gegen die Zeit

Schon in wenigen Tagen also könnte ein Treuhänder den Fall Opel und damit die Anteile von GM Europe und damit auch von Opel vorübergehend übernehmen. Ein staatlich verbürgter Kredit eines Bankenkonsortiums könnte die weitere Zahlungsfähigkeit sicherstellen, möglicherweise unter Beteiligung der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der Bundesländer mit Opel-Standorten, hieß es in Regierungskreisen. Die KfW selbst wollte sich dazu am Donnerstag nicht äußern. Als möglicher Treuhänder wird außerdem die Beratungsgesellschaft PWC gehandelt, die seit über 40 Jahren eng mit dem Bund zusammenarbeitet.

Mit dem Treuhandmodell soll Opel-Vermögen vor dem Zugriff von Gläubigern geschützt werden. Außerdem soll Zeit für weitere Verhandlungen mit GM über einen Einstieg potentieller Investoren bei Opel oder bei GM-Europa gewonnen werden.

Details zur Treuhandlösung ließ Guttenberg zunächst offen. Das Treuhandmodell werde aber bereits mit der amerikanischen Seite verhandelt. Ein solcher Schritt hätte das Ziel, "dass die Verhandlungen fortgeführt werden können und zum zweiten, dass keine Steuergelder verschleudert werden", sagte Guttenberg.

Fiat und Magna im Rennen

Derzeit gelten der italienische Autohersteller Fiat und der kanadisch-österreichische Autozulieferer Magna als die aussichtsreichsten Kandidaten für ein Zusammengehen mit Opel. Beide sollen bis 20. Mai Konzepte für einen Zusammenschluss mit Opel vorglegen. Wenn sich aus diesen Konzepten eine klare Zukunftsperspektive ergebe, "wollen wir eine Treuhandlösung anstreben", sagte Guttenberg.

In Bankenkreisen heißt es, Bund und Länder drängten Landesbanken dazu, einen Brückenkredit auf die Beine zu stellen, um die Finanzierung von Opel auch im Falle einer Insolvenz der Mutter General Motors sicherzustellen. Es heißt, bis 2010 benötige Opel etwa drei bis 3,5 Milliarden Euro, die Hälfte davon in den nächsten sechs Monaten. Etwa 1,2 Milliarden Euro müssten sofort fließen, damit der Autohersteller seinen Betrieb aufrecht erhalten kann.

Aufbringen sollen dieses Geld vor allem die Landesbanken jener Bundesländer, in denen Opel Standorte hat, also die WestLB, die Landesbank Baden-Württemberg sowie die Helaba.

Die möglicherweise beteiligten Banken wollten sich dazu am Donnerstag nicht äußern.

Aus Bankenkreisen verlautete weiter, im Management dieser Banken gebe es erheblichen Widerstand gegen eine solche Finanzierung. Die Politik übe jedoch über die Aufsichtsräte Druck aus, die Kredite zu gewähren.

Vor allem die WestLB, aber auch die LBBW stecken selbst in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten. Die WestLB muss als Auflage für Staatshilfen auf Geheiß der EU ihre Risiken drastisch reduzieren, bei der LBBW wurde Vorstandschef Siegfried Jaschinski vergangene Woche gefeuert. Die Begründung: Eine Vertragsverlängerun würde zu unkalkulierbaren Risiken führen.

Auch die Commerzbank soll dazu gedrängt werden, sich an einem Überbrückungskredit zu beteiligen. Der Bund hatte die Bank, die Opel berät, in der Finanzkrise zweimal gestützt und wird über eine Kapitalerhöhung in Kürze 25 Prozent der Anteile erwerben. Als denkbar gelten Überbrückungskredite allenfalls, wenn sie mit Staatsbürgschaften abgesichert werden. Damit würde das Ausfallrisiko in jedem Falle beim Steuerzahler liegen.

Die IG Metall und Opel-Betriebsräte begrüßen die kommende Treuhand-Lösung, räumen aber ein, dass ihnen eine direkte Staatsbeteiligung an dem Autohersteller lieber gewesen wäre.

Ein Aufsichtsratsmitglied sagte der Süddeutschen Zeitung: "Die Hauptsache ist, dass das Geld schnell fließt." Politischen Ärger und den Druck auf die Landesbanken hätte man sich mit einer Staatsbeteiligung ersparen können. Letztlich gehe es aber nur darum, "dass ein Geldinstitut für Opel ein Konto einrichtet". Ohne dieses könne Opel nach einer GM-Pleite nicht überleben.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/mel/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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