Opel, Magna und GM:Blockade, Hoffnung und Kahlschlag

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General Motors blockiert das Treuhandmodell für Opel. Peter Struck fordert indes Wirtschaftsminister Guttenberg auf, die Causa Opel "beherzter" anzugehen.

Das von der Bundesregierung favorisierte Treuhandmodell für Opel scheitert nach Informationen des Nachrichtenmagazins Focus voraussichtlich am Widerstand der Konzernmutter General Motors (GM).

Blick auf die General-Motors-Zentrale in Detroit, Michigan (Foto: Foto: AFP)

GM-Chef Fritz Henderson trete die Eigentumsrechte an Opel nicht ab, heißt es in der jüngsten Ausgabe des Magazins, das sich auf deutsche Regierungskreise beruft. Henderson habe sich in Verhandlungen mit deutschen Regierungsvertretern geweigert, ein entsprechendes Papier zu unterschreiben.

Auch die US-Regierung stelle sich quer. Die Bundesregierung will Opel im Falle einer Insolvenz von GM über ein Treuhandmodell finanziell über Wasser halten. Mit diesem Modell solle GM und Opel-Interessenten wie Fiat oder Magna nötigenfalls "weiterer Spielraum" für Verhandlungen gegeben werden, hatte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) am Donnerstag in Berlin gesagt.

SPD-Fraktionschef Peter Struck warf Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) mangelndes Engagement bei der Rettung von Opel vor. "Ich erwarte vom Bundeswirtschaftsminister, dass er an die Opel-Rettung beherzter rangeht als bisher. Er muss allen Beteiligten mehr Druck machen", sagte Struck der Bild am Sonntag. "Wenn es um Tausende Arbeitsplätze und Milliarden Steuergeld geht, muss 24 Stunden am Tag an der Opel-Rettung gearbeitet werden."

"Ein Fall für die Kanzlerin"

Die Entscheidung über einen Investor dürfe "auf keinen Fall Herr Guttenberg allein" treffen, sagte Struck. "Das ist ein Fall für die Kanzlerin, den Vizekanzler sowie Finanz-, Wirtschafts- und Arbeitsminister."

Zugleich sprach sich Struck für das Investitionskonzept des kanadisch-österreichischen Autozulieferers Magna aus: "Die Idee von Magna, auf die osteuropäischen Märkte abzuzielen, halte ich jedenfalls für sinnvoll. Da sind russische Firmen beteiligt, die Opel helfen können. Ob das Fiat-Konzept trägt, weiß ich nicht."

Magna plant einem Zeitungsbericht zufolge im Falle eines Einstiegs bei Opel den Erhalt aller deutschen Standorte. Bochum, Rüsselsheim und Eisenach seien für Magna alles interessante und effiziente Werke, berichtet die Welt am Sonntag unter Berufung auf das Unternehmensumfeld.

Auch das Opel-Werk Kaiserslautern solle nach ersten Plänen nicht geschlossen werden. An den Werken in Antwerpen in Belgien und Luton in Großbritannien festzuhalten, werde jedoch schwer, hieß es. In den vergangenen Wochen hatte der Autozulieferer Medienberichten zufolge die Absicht bekundet, zusammen mit dem russischen Autobauer GAZ und der russischen Sherbank bei der deutschen General-Motors-Tochter einzusteigen.

Der italienische Automobilkonzern Fiat ist ebenfalls an einer Übernahme von Opel interessiert. Die Bundesregierung hat allen Interessenten für den Rüsselsheimer Hersteller eine Frist bis Mittwoch gesetzt, um ein Konzept vorzulegen.

Sollte Magna zum Zuge kommen, will der Konzern die Werke unter anderem durch die Produktion für andere Autobauer auslasten. In Rüsselsheim könnten künftig Opel-Autos produziert werden, aber eben auch andere Marken, heißt es im Umfeld von Magna nach Angaben des Blatts. So könnten beispielsweise Modelle von Peugeot oder Ford auch bei Opel gefertigt werden. Der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz sprach sich in der Zeitung unterdessen dafür aus, dass die neue Gesellschaft Opel/Vauxhall von der Rechtsform her eine Aktiengesellschaft mit Sitz in Rüsselsheim sein solle.

Kahlschlag in den USA

Sollte es dazu kommen, so gilt es als sicher, dass der frühere Opel-Chef und heutige Präsident von General Motors Europe, Carl-Peter Forster, die Verhandlungen mit dem Investor führen und die neue Gesellschaft leiten solle, schreibt die Zeitung.

Nach dem insolventen Chrysler-Konzern beginnt indes auch GM mit seinem Kahlschlag im Händlernetz. Die Opel-Mutter informierte am Freitag 1100 Verkaufshäuser darüber, dass ihre Lizenzverträge nicht mehr erneuert werden.

Die Schreiben gingen per Eilzustellung bei den Händlern ein. Für die Zeit nach 2010 sehe der Konzern "keine produktive Geschäftsbeziehung" mehr, hieß es darin. Im Rahmen seiner Restrukturierung verkleinert GM sein US-Händlernetz um 40 Prozent.

Insgesamt sollen 2600 der etwa 6200 Häuser dicht gemacht oder abgestoßen werden. Neben dem Abschied von den 1100 Lizenznehmern will GM 470 Verkaufshäuser mit den Marken Saab, Hummer und Saturn abgeben. Die restlichen Reduzierungen sollen durch Fusionen erreicht werden.

Chrysler macht im Zuge seiner Sanierung mit dem Segen der Regierung in den USA etwa 800 und damit jedes vierte Autohaus dicht. Die Branche droht mehr als 100.000 Arbeitsplätze zu verlieren. GM hat noch bis zum 1. Juni Zeit, der Regierung einen Restrukturierungsplan vorzulegen. Ansonsten droht dem Unternehmen der Bankrott.

© AFP/Reuters/mmk/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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