Opel-Historie:Ein Pionier in Not

Nach Absatzeinbruch und massiven Verlusten ruft Opel als erster deutscher Autohersteller nach Staatshilfe. Dabei galt der Pionier des Automobilbaus lange Zeit als absolutes Top-Unternehmen. Eine Historie in Bildern.

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Nach Absatzeinbruch und massiven Verlusten ruft Opel als erster deutscher Autohersteller nach Staatshilfe. Dabei galt der Pionier des Automobilbaus lange Zeit als absolutes Top-Unternehmen. Eine Historie in Bildern.

Opel gehört zu den Pionieren des Automobilbaus in Deutschland. Angefangen hatte der Firmengründer Adam Opel im hessischen Rüsselsheim mit Nähmaschinen und Fahrrädern. An Autos war Adam Opel jedoch nicht interessiert.

1898, drei Jahre nach dem Tode des Vaters, schlug die Stunde für die Brüder Fritz und Wilhelm Opel: Sie erwarben die Motorwagenfabrik des Dessauer Hofschlossers Friedrich Lutzmann - und legten damit den Grundstein für das Unternehmen Opel.

Noch im selben Jahr entstand das erste Automobil: Der Opel Patent-Motorwagen System Lutzmann leistete 3,5 PS und fuhr 20 km/h schnell. Kurz nachdem die Automobilproduktion aufgenommen wurde, baute Opel auch motorisierte Zweiräder.

Ein massives Hinderniss für die massenhafte Verbreitung des Automobils zu Beginn des 20. Jahrhunderts war jedoch der hohe Preis. Opel entwickelte deshalb 1909 ein kostengünstiges Fahrzeug speziell für den Mittelstand: den Doktorwagen.

Im Bild: Ein Motorrad der Marke Opel aus dem Jahr 1903.

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Dann kam der Erste Weltkrieg: Anstelle von Autos stand die Produktion von Lastkraftwagen im Vordergrund. Trotzdem gab es auch interessante Neuerungen bei den Pkw: Es entstand der erste Sechszylinder mit 4,7 Liter Hubraum im Modell Opel 18/50 PS.

Nach dem Ersten Weltkrieg ruhte die Produktion einige Jahre. Das Unternehmen erholte sich allmählich wieder. Geschickt nutzten die Opel Brüder die zeitgenössische Rennbegeisterung des Publikums bei der Werbung für ihre Autos: Allein zum Eröffnungsrennen der Opel Rennbahn im Oktober 1920 strömten zehntausende von Zuschauern.

Daneben baute Opel das zweite Standbein weiter aus: Fahr- und Motorräder.

Die Zeiten waren allerdings schlecht. Durch die ökonomisch-politische Lage wurden die Rohstoffe knapp. Mit dem Ziel, wieder eine sichere Position im Automarkt zu gewinnen, investierte Opel kurz nach der Währungsreform eine Million Goldmark in die Modernisierung der Automobilfertigung. Durch eine revolutionäre Fließbandproduktion konnte Opel bald den günstigen, legendären Laubfrosch als Massenfahrzeug anbieten.

Im Bild: Ein Opel Laubfrosch auf einem Oldtimertreffen.

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Opel avancierte dadurch in den "Golden Twenties" zum größten deutschen Autobauer. In dieser Position fertigte Opel ein exklusives Fahrzeug für die Oberklasse: den ersten Opel Achtzylinder. Der Luxuswagen Regent wog über zwei Tonnen, insgesamt wurden 25 Exemplare gebaut.

Die Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre hinterließ auch bei der Automobilindustrie ihre Spuren. Durch einen klugen Schachzug der Opel Brüder entkam Opel jedoch dem Krisenszenario: Die Familie Opel verkaufte das Unternehmen 1928 an die amerikanische General Motors Corporation zum Preis von 33,4 Millionen Dollar.

Als erster deutscher Hersteller überschritt Opel bei der Jahresproduktion Mitte der 1930er Jahre die 100.000-Fahrzeug-Grenze. Und auch die Lkw-Sparte boomte: Im Herbst 1930 stellte Opel einen neu konstruierten Lkw unter dem Namen Blitz als Zwei- und Zweieinhalb-Tonner mit 3,5 Liter vor.

Auf dem Bild: Der neue Blitz

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Im Zweiten Weltkrieg entstanden in den Werkshallen zahlreiche Blitz-Lkw-Modelle, Ersatzteile und Komponenten für die deutsche Rüstungsindustrie, unter anderem Fahrwerke, Triebwerksteile und kugelsichere Tanks für Flugzeuge.

1944 kam der Zusammenbruch: Das Werk Rüsselsheim wurde zu 50 Prozent; die Fabrik in Brandenburg nahezu völlig zerstört. Opel hielt sich deshalb zunächst mit der Produktion von Kühlschränken und Ersatzteilen über Wasser.

Der Konzern konnte sich rasch wieder erholen: Nach der Währungsreform sprang die Konjunktur an, General Motors übernahm wieder die Konzern-Verantwortung und die Opel Modelle erfreuten sich immer größerer Beliebtheit. Bereits 1953 stieg die Jahresproduktion erneut auf über 100.000 Fahrzeuge.

Auf dem Bild: Das zerstörte Rüsselsheimer Werk.

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Die 1960er und 1970er Jahre gelten als die große Blütezeit der Firma Opel. Der Konzern war nach VW der zweitgrößte deutsche Automobilhersteller und in einigen Fahrzeugklassen sogar Marktführer.

Opel bringt eine Fülle von Modellvariationen auf den Markt. Dazu kamen der Ausbau der Ressourcen und der Produktion. Am 9. Juli 1964 lieferte Opel den fünfmillionsten Wagen aus. Im gleichen Jahr 1966 wird das Zweigwerk Kaiserslautern eröffnet, das Gelenkwellen, Stoßdämpfer und Fahrwerkteile herstellt.

Die sportlichen Modelle Ascona und Manta werden zu Kult-Autos. Die Themen Sicherheit und Komfort werden immer wichtiger. 1971 läuft das zehnmillionste Opel-Automobil, ein Rekord C, vom Band. Im Jahr 1972 hatte Opel 20,4 Prozent Marktanteil noch vor Volkswagen und erreichte mit fast 878.000 Einheiten die höchste Stückzahl seit Beginn der Autoherstellung 1899.

1979 markierte der Kadett D einen Wendepunkt in der Entwicklung von Opel. Es war der erste Opel mit Frontantrieb, der für kleine und mittlere Fahrzeuge mehr Platz und verbesserte Fahreigenschaften brachte, wie einen stabileren Geradeauslauf.

Auf dem Bild: Ein Opel Manta.

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Auch die 1980er Jahre wurden für Opel ein Jahrzehnt der Innovationen: 1985 war Opel der erste Hersteller mit einer kompletten Katalysator-Modellreihe. Und 1986 feierte der Opel Omega Premiere. Mit dem besten cW-Wert seiner Klasse von 0.28 fuhr das Automobil weltweit an die Spitze.

In den Jahren 1980 bis 1982 sorgte jedoch die zweite Ölkrise in der gesamten Autobranche für einen tiefen Rückschlag. Das erste Mal seit 1950 schrieb Opel rote Zahlen: 411 Millionen DM im Jahre 1980. Über 7500 Beschäftigte wurden entlassen. Nur der neue Kadett D mit Frontantrieb verkaufte sich zufriedenstellend.

Auf dem Bild: Werbung für den Opel Kadett.

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Das Image der Marke Opel konnte sich nur schlecht erholen: Dafür sorgten rigorose Sparmaßnahmen, Qualitätsprobleme und Abstimmungsschwierigkeiten zwischen der europäischen Zentrale von General Motors in Zürich und der Opel-Zentrale in Rüsselsheim.

Hinzu kam die sogenannte López-Affäre Mitte der 1990er Jahre. Dem ehemaligen Opel-Manager José Ignacio López de Arriortua, wurde vorgeworfen, bei seinem Wechsel 1993 zu VW interne Unterlagen von Opel an seinen neuen Arbeitgeber weitergegeben zu haben.

Es gab auch Erfolge: 1995 stattete Opel als erstes deutsches Automobilunternehmen alle Fahrzeuge serienmäßig mit Full Size Airbags für Fahrer und Beifahrer aus. 1996 wurde der weltweit erste Turbodiesel mit Direkteinspritzung und Vierventiltechnik vorgestellt. Im gleichen Jahr gewann Manuel Reuter auf einem Opel Calibra die ITC-Meisterschaft.

Auf dem Bild: Der ITC-Sieger Manuel Reuter in seinem Opel Calibra.

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Die Blütezeit des Unternehmens war jedoch vorbei: Denn die anhaltend schlechte Konjunktur drückte auf die Absatzzahlen.

Aufgrund der milliarden schweren Verluste wurde ein drastisches Sparprogramm in die Wege geleitet. Im Werk Bochum, wo von 23.000 Arbeitsplätzen nur noch rund 6000 Arbeitsplätze erhalten bleiben sollten, kam es deswegen im Oktober 2004 zu einem mehrtägigen Streik der Belegschaft, der mit einem Teilerfolg endete.

Zum Bürokratieabbau und zur Kostensenkung wurde die Adam Opel AG in eine GmbH umgewandelt - der Stellenabbau ging trotzdem weiter. Im Jahr 2006 hat Opel nur noch 27.661 Mitarbeiter in Deutschland - 10 Jahre zuvor waren es noch 46.000. Der Marktanteil von Opel ging stark zurück, bis zum Tiefpunkt von 9,1 Prozent im Jahre 2007.

Das Unternehmen erholte sich kurzzeitig, doch dann wurde Opel von der amerikanischen Wirtschaftskrise und dem Niedergang der Autoindustrie in Detroit voll erwischt.

Die schlechte Lage von General Motors im Jahr 2008 hat massive Folgen für Opel: Um den deutschen Autobauer zu retten, soll der deutsche Staat einspringen. Der Konzern hat dem Bund bereits ein Rettungskonzept vorgestellt. Doch der Politik ist das Paket zu wenig konkret. In jedem Fall, so verkündete Opel, sollen in Deutschland 3500 Jobs abgebaut werden.

Auf dem Bild: Die General Motors Zentrale in Detroit.

Foto: AFP Texte: sueddeutsche.de/opel/ld/cmat

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