Opel-Händler:Liebesentzug für GM

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Mit 500 Millionen Euro wollten sie die Sanierung von Opel unterstützen. Doch jetzt bleibt die europäische Tochter bei General Motors - und die europäischen Händler ziehen ihr Angebot zurück.

Sie wollten ihren Beitrag leisten zur Opel-Rettung, sie wollten 500 Millionen Euro investieren und sich so an dem Konzern beteiligen, dessen Autos sie verkaufen. Doch jetzt sind diese Pläne hinfällig. Die europäischen Opel-Händler ziehen ihre Unterstützungs-Zusagen zurück und werden bei der Sanierung des Autokonzerns auf keinen Fall mitwirken.

GM will Opel in Eigenregie sanieren - da machen die europäischen Händler nicht mit und verabschieden sich von ihren Unterstützungs-Plänen. (Foto: Foto: Reuters)

Das Thema sei "vom Tisch", sagte der Vizepräsident des Verbands Europäischer Opel-Händler (Euroda), Albert Still, der Tageszeitung Die Welt. Es werde weder eine Beteiligung der Händler an Opel noch einen finanziellen Beitrag geben.

Vor neun Monaten hörte sich das noch ganz anders an. Damals hatten die europäischen Händler beschlossen, Opel im Falle einer Trennung vom Mutterkonzern mit bis zu 500 Millionen Euro unter die Arme zu greifen. Im Gegenzug hatten sie eine Beteiligung gefordert, beispielsweise an einer neu zu gründenden Opel-Bank. Die Situation habe sich durch den geplatzten Verkauf geändert, sagte Still.

Neues Führungsteam für Opel

Auch bei dem Opel-Eigentümer General Motors (GM) ändert sich derzeit so einiges. In Detroit stellt GM-Chef Fritz Henderson die Weichen für die Zukunft der deutschen Tochter. Europachef Carl-Peter Forster ist angezählt und wird das Unternehmen wohl verlassen. Zu tief sind die Gräben zwischen dem Manager und der Konzernführung in den USA. Henderson hat bereits eine rasche Umbildung des Opel-Managements angekündigt. "Binnen Tagen oder Wochen" wolle man ein neues Führungsteam für Opel/Vauxhall zusammenstellen, sagte Henderson dem Wall Street Journalzufolge.

Diese Führungsmannschaft muss sich dann auch mit aufgebrachten Opel-Mitarbeitern beschäftigen - ein Problem, das auch Henderson sieht. Der GM-Chef räumte ein, dass die Beziehungen zur Belegschaft in Europa durch den langen Entscheidungsprozess des GM-Verwaltungsrats belastet seien. "Da muss einiges gekittet und repariert werden", sagte er.

Zumal GM von der deutschen Regierung finanziell bei der Sanierung von Opel unterstützt werden möchte. Schließlich, so wird argumentiert, habe auch der verschmähte Investor Magna mit deutschen Hilfen rechnen können. Die deutsche Regierung ist nicht abgeneigt. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hält staatliche Hilfen für möglich.

Zunächst jedoch müsse der Konzern den Überbrückungskredit in Höhe von 1,5 Milliarden Euro zurückzahlen, sagte Schäuble der in Hannover erscheinenden Neuen Presse. Aber damit sei "die Sache natürlich nicht zu Ende". Die Verantwortung für die Menschen und die Region könne der Staat nicht für erledigt erklären. "Wir werden uns weiter mit den Ländern um Hilfe und Lösungen für die Betroffenen bemühen", sagte der Minister. Die Rechnung seines Amtsvorgängers Peer Steinbrück (SPD), dass eine Opel-Pleite den Staat drei Milliarden Euro kosten würde, sei "nicht falsch", fügte er hinzu.

"Länderfürsten" verlangen Plan

Auch die IG Metall fordert, mögliche Staatshilfen für GM müssten an klare Zusagen des US-Konzerns geknüpft werden. Erst wenn ein Konzept für den deutschen Autohersteller vorliege, könne man über Hilfen nachdenken, sagte Gewerkschaftschef Berthold Huber der Frankfurter Rundschau. "Wenn der Staat Hilfen gewährt, wäre er gut beraten, als Gegenleistung Mitsprache in dem neuen Opel-Konzern zu verlangen."

Die Belastungen für die Beschäftigten dürften nicht größer sein als bei dem Konzept von Magna, sagte Huber weiter und drohte mit Widerstand: "Wir werden uns nicht wie die Lämmer zur Schlachtbank führen lassen", sagte der IG-Metall-Vorsitzende.

Ähnlich sind die Reaktionen bei den Länderfürsten Jürgen Rüttgers (CDU, Nordrhein-Westfalen) und Kurt Beck (SPD, Rheinland-Pfalz). Auch sie fordern von GM einen konkreten Plan, den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und den Erhalt aller deutschen Werke.

© sueddeutsche.de/AP/dpa/dpa-AFX/AFP/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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