Opel: Fiat prüft neuen Anlauf:Ciao, da sind wir wieder!

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Magna, RHJI, GM? Im Streit um Opel ist derzeit alles möglich. Selbst ein alter Bekannter streckt angesichts des Hickhacks wieder die Fühler aus - und der sitzt in Turin.

Zwei Bieter, zwei Konzepte - doch Opel kommt einfach nicht unter die Haube. Der US-Autohersteller General Motors (GM) zögert, die europäische Tochter abzugeben. Das Hickhack um den Opel ruft nun wieder einen Interessenten auf den Plan, der eigentlich sein Werben schon eingestellt hatte: den italienischen Fiat-Konzern.

Fiat soll offenbar wieder in den Bieterkampf um Opel einsteigen. (Foto: Foto: AP)

Einem Bericht der italienischen Zeitung La Repubblica zufolge könnte Fiat wieder in den Bieterkampf um Opel einsteigen. Der Autohersteller prüfe einen neuen Anlauf, für das Europageschäft von GM zu bieten, berichtete das Blatt unter Berufung auf Unternehmenskreise. Allen Beteuerungen von Fiat-Chef Sergio Marchionne zum Trotz, für das Unternehmen sei das Kapitel Opel mit der deutschen Präferenz für Magna abgeschlossen, stehe Turin bereit, "das Dossier wieder zu öffnen". Zwar verweigere die Fiat-Spitze jeden Kommentar, es habe jedoch trotzdem "einige Indiskretionen" gegeben.

Der Grund für das aufgeflammte Interesse: die konkurrierenden Gebote für Opel seien offenbar nur schwer realisierbar. Fiat glaube, das Magna-Konzept sei "labil", weil es vor allem auf die Expansion in Russland und anderen osteuropäischen Märkte setze, wo der Auto-Absatz zuletzt stark eingebrochen sei. Das Fiat-Konzept beruhe dagegen auf einem "industriellen Plan". Fiat war Ende Mai aus dem Rennen um Opel ausgestiegen, als die Bundesregierung sich stärker Magna zugeneigt hatte.

Unterdessen betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), dass bei einem Verbleib von Opel bei GM keine deutschen Steuergelder fließen würden. "Was in Europa finanziert wird, muss auch in Europa bleiben", sagte Merkel dem Nachrichtensender N24.

Eine solche Lösung sei der Bundesregierung von GM auch noch nie vorgeschlagen worden. Einem Bericht des Wall Street Journals zufolge prüft GM derzeit, Opel zu behalten und den Autohersteller selbst zu sanieren. Die Bundesregierung dringt auf einen Verkauf an den österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna.

Verantwortung beim Eigentümer

Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sagte am Dienstagabend im ZDF, GM sei weiter an einer "Investorenlösung" interessiert. Eine Einigung könnte sich jedoch bis nach der Bundestagswahl hinziehen. Es gehe jetzt darum, "die Dinge zu klären". Er zeigte gleichzeitig Verständnis für das Interesse von GM, das Band zu Opel zu erhalten. Dies sehe das Konzept von Magna unter anderem auch vor, sagte Guttenberg. GM würde dabei einen Minderheitsanteil halten.

Wie die Bild-Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, ließen Vertreter der Bundesregierung bei einem Gespräch mit GM am Dienstag erstmals die Bereitschaft erkennen, einem Verkauf an den mit Magna konkurrierenden Finanzinvestor RHJI zuzustimmen. Voraussetzung sei, dass der in Belgien ansässige Finanzinvestor einen international agierenden Konzern aus der Automobilbranche als "strategischen Partner" präsentieren könne.

EU-Industriekommissar Günter Verheugen forderte die Bundesregierung zu größerer Zurückhaltung auf. Die Verantwortung für die Zukunft der europäischen GM-Unternehmen liege immer noch beim Eigentümer und könne nicht ersetzt werden durch das "Handeln einer Regierung", sagte Verheugen dem Hamburger Abendblatt. Es sei zudem "riskant, wenn so komplexe Unternehmensentscheidungen in die Zwänge eines Wahlkampfs geraten".

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