Opel: Werk Antwerpen:Fabrik unter dem Hammer

Im Internet gibt es fast alles zu kaufen - mitunter auch eine komplette Fabrik. Nun will Opel sein ehemaliges Astra-Werk im belgischen Antwerpen an den Meistbietenden versteigern.

Oliver Bilger

Mitte Dezember rollte in der Hafenstadt der letzte Astra vom Band. Für Antwerpen endete eine Ära, die schon im Jahr 1924 begonnen hatte. Der Konzern baute hier mehr als 13 Millionen Autos. Die Schließung ist Teil des radikalen Sanierungsplans, mit dem die General-Motors-Tochter Opel spätestens 2012 wieder schwarze Zahlen schreiben will. Die nächste Astra-Generation soll in Großbritannien, Polen und am Stammwerk in Rüsselsheim montiert werden. Viele der Maschinen, Werkzeuge und Montagebänder aus Antwerpen werden dafür nicht mehr gebraucht. Sie sollen jetzt unter den Hammer kommen.

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Im Werk Antwerpen ließ Opel mehr als 13 Millionen Autos bauen - jetzt wird die Fabrik versteigert.

(Foto: dpa)

Zuständig für den Verkauf ist die auf die Veräußerung von Industrie- und Handelsgütern spezialisierte Firma Maynards. Im Internet präsentiert das Unternehmen in einem Katalog für Interessenten die Maschinen des belgischen Traditionswerks. Darunter die mehr als 100.000 Quadratmeter große Anlage für den Karosseriebau, Maschinen zur Fahrzeuglackierung oder die Kantineneinrichtung. Das Gelände in bester Hafenlage steht nicht bei Maynards zum Verkauf. Opel sucht derzeit selbst nach einem Investor für das Areal. General Motors stehe in Verhandlungen mit der Antwerpener Hafengesellschaft, hieß es am Dienstag aus dem Unternehmen.

Bis Ende Januar können Kaufangebote bei Maynards eingereicht werden. Geräte, die nicht auf diese Weise verkauft werden, sollen im März bei einer Auktion versteigert werden. Bei Opel heißt es, alle Maschinen, für die das Unternehmen keine anderweitige Verwendung mehr habe, würden jetzt veräußert. Die Entscheidung für eine Internet-Auktion sei dabei nicht ungewöhnlich, sagte ein Opel-Sprecher.

Über eine Auktion könnten mehr mögliche Abnehmer erreicht werden als über individuelle Gespräche mit Interessenten. "Über das Internet werden die Maschinen einem großen Kreis schnell bekannt", sagte der Sprecher. Als Abnehmer kämen Unternehmen aus diversen Industriezweigen in Frage. Die angebotene Lackieranlage etwa sei nicht nur für Autos geeignet, sondern könne auch für andere Produkte wie beispielsweise Kühlschränke genutzt werden. Opel teilt nicht mit, wie viel die Versteigerung einbringen soll. Bei Maynards gibt man zur geplanten Auktion gar keinen Kommentar ab.

Das Internet als Verkaufskanal für Industriegüter aller Art nutzen seit einigen Jahren immer mehr Firmen. Zu den ersten Unternehmen dürfte die Veba Oel AG zählen, die vor mehr als zehn Jahren einen riesigen Industriekomplex, die Kohleöl-Anlage Bottrop, in Einzelteilen zur Versteigerung anbot. Der Konzern wählte für die Versteigerung damals das Online-Auktionshaus Ebay.

Die Krux mit der Konkurrenz

Zahlreiche Unternehmen haben sich auf die Verwertung von gebrauchten Maschinen spezialisiert: vom kleinen Einzelunternehmer vor Ort bis hin zu großen Gesellschaften, die international tätig sind. "Die Konkurrenz unter Verwertungsfirmen in Deutschland ist sehr groß", sagte Raik Petzold, Geschäftsführer des Versteigerers Go-Industry Dove-Bid in Deutschland. Das Unternehmen unterhält 41 Büros in 20 Ländern. Petzold hat in den vergangenen Jahren einen klaren Trend zu Online-Versteigerungen festgestellt: "Gebrauchte Maschinen werden in alle Welt verkauft und aus aller Welt angefragt."

Zu seinen Kunden zählen Unternehmen, die ihre Maschinen und Anlagen wegen Sanierungsmaßnahmen verkaufen wollen, ebenso wie Insolvenzverwalter, auch Zwangsversteigerungen gehören zum Geschäft. Freiwillige Auktionen im Auftrag der Großindustrie seien weltweit ein "sehr großer Markt", sagte Petzold.

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