Opel: Entscheidung bei GM:Der Zeitplan steht

Berlin im Auto-Fieber: Schon in der kommenden Woche wollen Bundeskanzlerin Merkel und Wirtschaftsminister Guttenberg ihre Erfolge in Sachen Opel verkünden.

Moritz Koch und Michael Kuntz

Das Drehbuch gibt es schon: Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung wollen die Bundeskanzlerin und der Wirtschaftsminister bereits am Dienstag ihre Erfolge in Sachen Opel bei einer Pressekonferenz in Berlin verkünden.

Opel, Reuters

Wirtschaftsminister Guttenberg: "Ob man dauerhaft von Rettung sprechen kann, wird sich erst in Wochen und Monaten erweisen"

(Foto: Foto: Reuters)

Damit es so kommt, muss es freilich erst grünes Licht aus Amerika geben. Vom Verwaltungsrat von General Motors wurde nach seiner Sitzung am Freitag in Detroit eine Empfehlung für die Zukunft der deutschen GM-Tochter Opel erwartet.

Doch es gab keine. "Wir werden heute überhaupt nichts sagen", erklärte GM-Sprecherin Julie Gibson am Freitagabend. Sie bekräftigte, dass der Verwaltungsrat die Übernahmekonzepte beider Bieter prüfe und dann voraussichtlich gegenüber der Opel-Treuhand eine Empfehlung aussprechen werde. "Die Opel-Treuhand müsste die Empfehlung billigen, bevor irgendeine Vereinbarung unterzeichnet werden kann, die auch öffentlich gemacht wird", sagte Gibson.

Selbst mit einem solchen Votum im Bieterkampf zwischen dem Autozulieferer Magna und dem Finanzinvestor RHJI sei Opel längst nicht gerettet, dämpft die Bundesregierung die Erwartungen. "Ob man dauerhaft von Rettung sprechen kann, wird sich erst in Wochen und Monaten erweisen", sagte Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) vor der Detroit-Konferenz.

Die Entscheidung fällt in Washington und Ottawa

Allein entscheiden kann der Verwaltungsrat des gerade aus dem Insolvenzverfahren entlassenen Autokonzerns nichts. General Motors ist ein Staatsunternehmen, an dem die Regierungen der USA und Kanadas mehr als 70 Prozent der Anteile halten. Letztlich fällt die Entscheidung über den künftigen Opel-Investor in Washington und Ottawa.

Mehrfach hatten sich sowohl der Betriebsrat von Opel als auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für einen Einstieg von Magna ausgesprochen. Der kanadisch-österreichische Autozulieferer schreibt zwar derzeit Verluste, hat aber nach Angaben aus Unternehmenskreisen kein Problem, zehn Prozent des für den Deal notwendigen Kapitals von 4,5 Milliarden Euro aufzubringen.

Die Verhandlungen hatte Magna-Chef Siegfried Wolf gemeinsam mit dem früheren russischen Wirtschaftsminister German Gref geführt, dem Chef der staatlich kontrollierten Sberbank, dem Partner von Magna beim Opel-Einstieg.

Gegen die Sberbank scheint es weiter Vorbehalte beim Management von GM zu geben. Spekulationen zufolge bevorzugen GM-Chef Fritz Henderson und sein Vize John Smith den belgischen Ableger des amerikanischen Finanzinvestors Ripplewood. Möglicherweise will GM Opel später zurückkaufen und so den europäischen Teil des Konzerns behalten.

"Bares für Rostlauben"

Von GM gab es zuletzt wieder gute Nachrichten. Der Konzern, der jahrelang mit Milliardenverlusten, Werksschließungen und schließlich mit seinem Konkurs Schlagzeilen machte, steigert seine Produktion und stellt Zeitarbeiter ein. Mit einer Abwrackprämie nach deutschem Vorbild hat die US-Regierung den dahinsiechenden Automarkt wieder in Gang gebracht. "Bares für Rostlauben" wird die Subvention genannt. Bis zu 4500 Dollar bekommen amerikanische Autofahrer vom Staat, wenn sie ihr altes gegen ein neues, umweltfreundlicheres Auto tauschen. Dank dieser Entscheidungshilfe wurden in den USA seit Ende Juli fast 460.000 Autos verkauft.

"Es war erfolgreicher, als man hätte erwarten können", sagte Präsident Barack Obama in einem Radiointerview. So erfolgreich allerdings, dass das Geld trotz einer Aufstockung schon wieder aufgebraucht ist. Die Abwrackprämie läuft in der kommenden Woche aus.

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