Opel: Deal mit Magna:"Der Einzige, der denkt, ist Guttenberg"

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Er wollte die Insolvenz statt Magna und drohte offenbar sogar mit Rücktritt - ein Auftritt ganz nach dem Geschmack der CSU-Basis: Nach dem Ende der Opel-Verhandlungen feiert die Partei den Bundeswirtschaftsminister für seine Skepsis.

Kassian Stroh, Straubing

Es mag nicht viele Politiker geben, die dafür gefeiert werden, gegen eine Firmenrettung eingetreten zu sein. Bei Karl-Theodor zu Guttenberg ist das der Fall.

Guttenberg betont nach dem Ende der Opel-Verhandlungen: Es sei wichtig, "klare Positionen zu beziehen, um sich auch für künftige Entscheidungen zu positionieren." (Foto: Foto: AP)

Nur Stunden nach dem Ende der Opel-Verhandlungen ist der christsoziale Bundeswirtschaftsminister im Wahlkampf in Niederbayern unterwegs - es wird beinahe zu einem Triumphzug. Wo er hinkommt: Die CSU-Basis feiert ihn für seine Skepsis gegenüber dem in der Nacht zuvor geschnürten Rettungspaket.

"Respekt, Anerkennung und Hochachtung vor der Professionalität, wie Sie in dieser Krisenzeit Ihr Amt bewältigen", sagt stellvertretend Peter Siegert, der CSU-Bürgermeister von Schönberg im Bayerischen Wald. "Bleiben Sie bei Ihren festgelegten Meinungen, Vorstellungen und Konzepten", ein anderer örtlicher CSU-Mann.

Da stehen sie vor Guttenberg in der Bärwurz-Brennerei Ramelsberg. Der Minister hat schnell die Sympathien der Anwesenden auf seiner Seite, als er damit kokettiert, in drei Tagen nur sieben Stunden Schlaf gefunden zu haben - um sich nun mit Wurstsalat und Schnaps stärken zu können. Vor allem aber preist er Mittelstand und Handwerk als "Herzkammer" der deutschen Wirtschaft - und verwahrt sich dagegen, dass die Politik nur denen helfe, "die am lautesten schreien".

"Ich habe den Eindruck, dass er in Berlin der einzige ist, der denkt", klagt Christian Bernreiter (CSU), der Landrat von Deggendorf, der ebenfalls nach Schönberg gekommen ist. Wie so viele in der CSU ist er skeptisch, ob es mit Opel nun nicht einen Präzedenzfall gebe, der in den kommenden Monaten, bei all den zu erwartenden Rufen nach Staatshilfe für Firmen, den Steuerzahler teuer zu stehen kommen werde.

"Klare Positionen beziehen"

Das betont auch Guttenberg: Es sei wichtig, "klare Positionen zu beziehen, um sich auch für künftige Entscheidungen zu positionieren", sagt er. Und als er später am Abend in der überfüllten Joseph-von-Fraunhofer-Halle in Straubing eine Wahlkampfrede hält, klatschen die Zuhörer viel, wenn Guttenberg auf ordnungspolitische Grundsätze pocht.

Zur Kritik der SPD an ihm sagt Guttenberg nur, er fordere "Respekt" für seine Position ein, so wie er auch Respekt gegenüber anderen Meinungen habe. Und all denen, die, wie in der Nacht zuvor geschehen, ihn fragen, ob er nicht zurücktreten müsse als Bundeswirtschaftsminister, antwortet er: "Nein. Und gerade erst recht deswegen: Nein. Wo kämen wir hin, wenn es in der Politik nicht möglich wäre, eine andere Meinung zu vertreten?"

In vorsichtigen Worten deutet Guttenberg an, dass manch Politiker möglicherweise die Opel-Pleite nur auf die Zeit nach der Bundestagswahl verschieben wollte. Er lasse sich daher nicht als "kaltes Herz" beschimpfen: "Kaltes Herz wäre, Milliarden und Abermilliarden zu verbrennen und am Ende zynisch: Holzmann! Holzmann! zu rufen." Die einst von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gefeierte Rettung des Baukonzerns Holzmann erwies sich als kurzes Strohfeuer.

So spricht er in der CSU vielen aus der Seele, denen die Bundesregierung mit ihren Rettungsbemühungen zu weit geht. Und die vor allem fürchten, dass über den Großkonzernen all die Mittelständler in Vergessenheit geraten. "Es darf für einen Wirtschaftsminister keinen Unterschied machen, ob ein Großer anklopft oder ein Kleiner mit 100, 200 Mitarbeitern" - für solche Sätze wird Guttenberg laut beklatscht in Straubing. Die Seelenlage seiner Partei wohl kennend, stärkte ihm am Samstag nicht zuletzt CSU-Chef Horst Seehofer demonstrativ den Rücken.

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