Süddeutsche Zeitung

Opel:Abschied von Adam

Wendig und bunt: Das Modell Adam stand bei Opel für Aufbruchstimmung. Nun soll er verschwinden. Auch andere werden ausrangiert.

Von Max Hägler und Jan Schmidbauer

Er sollte das neue, freundliche Gesicht einer altehrwürdigen Marke sein. Hoffnungsträger für eine Firma, die weniger Autos und mehr schlechte Nachrichten produzierte als erhofft. "Mutig, innovativ und vielfältig" sei dieses Auto. "Er steht damit für die Aufbruchsstimmung bei Opel", sagte der damalige Aufsichtsratschef Steve Girsky, als das Unternehmen im Jahr 2012 eine kleine Knutschkugel vorstellte, die den Vornamen des Firmengründers in die Straßen der Welt tragen sollte: Adam.

Doch der Kleinwagen, der Opel zu einem hipperen Image verhelfen sollte , soll schon im kommenden Jahr wieder vom Markt verschwinden. Das gab das Unternehmen, das inzwischen dem französischen PSA-Konzern gehört, nun bekannt. Auch das Modell Karl sowie das Cabrio Cascada will Opel vom Markt nehmen.

Der Grund für das schnelle Ende des Adam ist wohl auch in dem zu suchen, was dieses Auto eigentlich ausmachen sollte. Jedes dieser kleinen Fahrzeuge sollte vereinfacht gesagt ein Unikat sein. Dafür bot der Hersteller etliche Ausstattungsvarianten an. Dekor, Dachfarbe, Felgen - alles ließ sich beim Adam in zig Varianten kombinieren. Doch so viel Buntheit hat auch einen entscheidenden Nachteil: Sie verursacht höhere Kosten, etwa bei der Lagerhaltung. Besonders bei Kleinwagen, mit denen sich meist nur geringe Margen erzielen lassen, wird das schnell problematisch.

Teuer wurde die Adam-Fertigung zuletzt auch, weil das Modell noch auf einer Plattform des langjährigen Opel-Eigentümers General Motors beruht. Seit dem Verkauf an PSA werden nun Lizenzzahlungen in die USA fällig. Für den neuen Opel-Besitzer aus Frankreich, der "lean" produzieren will, schlank und möglichst profitabel also, scheint der Adam daher nicht mehr ins Konzept zu passen.

Bis Ende 2020 will Opel nach eigenen Angaben nun acht neue Modelle anbieten. Darunter dürften auch mehrere Elektrofahrzeuge sein. Bis 2024 soll jedes Modell der Rüsselsheimer auch in einer elektrifizierten Variante zu den Händlern kommen, der Kleinwagen Corsa bereits im Sommer 2019.

Wer im Eisenacher Werk, wo der Adam bislang produziert wird, die Lücke füllen soll, steht auch schon fest. Hier will PSA einen Geländewagen mit Hybrid-Antrieb produzieren lassen. Trotz der strengen Abgasvorschriften soll Opel den Anteil dieser Autos bis 2021 von 25 auf 40 Prozent ausbauen. Die Zukunft, sie wird also auch bei Opel nicht klein und niedlich sein, sondern groß und schwer.

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Quelle:
SZ vom 11.10.2018
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