Opel: Absatzschub 2009:Profite trotz Drama

Für Opel geht ein dramatisches Krisenjahr zu Ende - doch zumindest die Geschäftszahlen stimmen offenbar. Der Hersteller soll einen Gewinn erwirtschaft haben.

Der Autohersteller Opel kann einem Zeitungsbericht zufolge im laufenden Jahr einen Gewinn verbuchen. Nach Informationen der Tageszeitung Die Welt verkaufte das Tochterunternehmen von General Motors (GM) auf dem deutschen Markt bis Ende Oktober 2009 insgesamt 298.630 Autos und legte damit beim Absatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 34,5 Prozent zu.

Opel: Absatzschub 2009: Opel beharrt auf Staatshilfen - doch Wirtschaftsminister Rainer Brüderle bleibt skeptisch.

Opel beharrt auf Staatshilfen - doch Wirtschaftsminister Rainer Brüderle bleibt skeptisch.

(Foto: Foto: dpa)

Damit liegt Opel dem Bericht zufolge vor Volkswagen und Ford. Alle drei Autohersteller hätten besonders von der Abwrackprämie profitiert, berichtet die Welt.

Zudem soll der Europa-Chef von GM, Nick Reilly, der als Übergangskandidat an der Spitze von Opel galt, dauerhaft Chef des Autoherstellers in Rüsselsheim werden.

"Spannende Aufgabe und Herausforderung"

Reilly sei gefragt worden, ob er längerfristig die Position des Chefs von Opel und Vauxhall übernehmen wolle und habe zugesagt, zitierte die Zeitung aus Unternehmenskreisen. Den Posten habe er als "spannende Aufgabe und Herausforderung" bezeichnet.

Reilly will Opel offenbar mehr Selbstständigkeit gewähren, als GM das tat. So soll Opel nach Informationen der Welt künftig auch Autos außerhalb Europas verkaufen dürfen. Attraktiv seien Märkte wie Russland, China oder Afrika.

Im Ringen um deutsche Staatshilfen für Opel dringt der Mutterkonzern General Motors unterdessen auf neue Gespräche mit der Bundesregierung. Möglicherweise gebe es schon in dieser Woche ein weiteres Treffen mit den Deutschen, sagte Reilly.

Positive Signale aus anderen Ländern

Von den meisten europäischen Ländern habe er positive Signale erhalten, fügte der Chefsanierer an und nahm damit Bezug auf das Treffen in Brüssel am Freitag, wo er seine Pläne vorgestellt hatte. Er wäre enttäuscht, wenn Deutschland das einzige Land wäre, das keine Hilfen zur Verfügung stelle.

"Aber ich glaube nicht, dass das passieren wird." GM will zur Rettung von Opel selbst 600 Millionen Euro aufbringen und 2,7 Milliarden an Beihilfen von den Regierungen einsammeln.

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle hatte zuletzt nochmals unterstrichen, dass er Staatsbeihilfen für Opel skeptisch gegenüberstehe. "Ich meine, dass GM viele Ressourcen hat, um vieles zu heben", sagte er in Brüssel.

Grundsätzlich gelte, dass vor einer Entscheidung über staatliche Hilfen der einzelnen EU-Länder der Sanierungsplan für Opel vorliegen müsse.

Reilly betonte nun, GM habe Ende September zwar Barmittel und Sicherheiten von insgesamt 42,6 Milliarden Dollar gehabt, vor allem dank der Unterstützung durch die US-Regierung. Der Konzern könne aber nicht ohne weiteres amerikanische Steuergelder für Opel ausgeben.

Nicht zuletzt gehe es um die Sanierung eines europäischen Unternehmens. Sollte die deutsche Regierung am Ende tatsächlich ihre Hilfe verweigern, würde dies jedoch nicht dazu führen, dass an den vier deutschen Opel-Standorten mit 25.000 Mitarbeitern mehr Stellen gestrichen würden als zuletzt diskutiert, sagte Reilly.

Etwas weniger Stellenstreichungen

Details zu dem von ihm angesprochenen Treffen mit den Deutschen nannte Reilly zunächst nicht. Dem Bundeswirtschaftsministerium ist nach Angaben einer Sprecherin nichts von einem anstehenden Termin mit GM bekannt.

Allerdings wird Opel-Betriebsratschef Klaus Franz am Montag in Detroit zu Gesprächen mit dem neuen GM-Chef Ed Whitacre erwartet.

Einige Punkte des Sanierungsplans hatte Reilly bereits am Freitag in Rüsselsheim vorgestellt. Unter anderem signalisierte er, von Stellenstreichungen im dortigen Entwicklungszentrum Abstand zu nehmen.

Nun bestätigte er Informationen aus Kreisen, dass bei Opel europaweit ungefähr 8300 Stellen gestrichen werden sollen - und damit etwas weniger als die zuletzt veranschlagten rund 9000.

Zudem betonte er, Whitacre - der vor wenigen Tagen überraschend Fritz Henderson an der GM-Spitze abgelöst hatte - habe ihn nicht beauftragt, die Restrukturierung von Opel zu beschleunigen oder gar zu verschärfen.

GM soll sein detailliertes Sanierungskonzept nun bis Anfang Januar der EU-Kommission zur Prüfung vorlegen. Erst wenn die Behörde das Konzept gutheißt, können die einzelnen Länder über ihre Beihilfen entscheiden. So soll ein Subventionswettlauf verhindert werden. Opel ist neben Deutschland auch in Großbritannien, Spanien, Polen und Belgien tätig.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: