Einzelhandel:Home 24 übernimmt Butlers

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Pleite, auferstanden, verkauft: Die Handelskette Butlers. (Foto: imago images)

Der Online-Möbelhändler Home 24 will Butlers mit seinen 132 Läden zu Showrooms ausbauen. Dabei hatte die Kette nach ihrer Pleite absichtlich alle Möbel aussortiert. Nun die Kehrtwende.

Von Michael Kläsgen

Die Läden von Butlers sind im Grunde recht gut besucht. 40 Millionen Kunden zählt die Deko- und Einrichtungskette jedes Jahr. Aber das täuscht leicht über die Krise hinweg, die nicht nur Butlers, sondern die gesamte Branche der Krimskramsläden schon seit Jahren durchmacht.

Es gibt einfach ziemlich viele Läden, die im Prinzip Ähnliches für relativ kleines Geld verkaufen: Flying Tiger, Depot, Nanu Nana, Tedi, Action, um nur ein paar Anbieter zu nennen. Hier finden sich überall Kerzen, Körbe, Kisten, Tischdecken, Lichterketten und natürlich auch Weihnachtskugeln. Dinge, die man oft gar nicht plant zu kaufen, sondern einfach mal so mitnimmt.

Gegenwärtig klaffen in einigen Läden Lücken in den Regalen. Die Lieferengpässe machen sich hier besonders bemerkbar. Die meiste Ware kommt ja aus Asien - und wegen Produktionsausfällen oder Transportschwierigkeiten hier teils nicht an. Lockdowns und 2-G-Regeln in den Innenstädten hierzulande verschärfen die Krise nochmals.

2017 war Butlers schon mal in die Pleite gerutscht. Die Mieten überstiegen die Personalkosten, und der Umsatz ließ zu wünschen übrig. Seither hat sich das von Wilhelm Josten 1999 gegründete Unternehmen aber wieder aufgerappelt - unter anderem mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen. In den vergangenen von der Corona-Pandemie geprägten Jahren hat es eigenen Angaben zufolge sogar profitabel gewirtschaftet. Trotzdem steht jetzt der nächste große Wechsel an. Josten verkauft.

Artikel für Impulskäufe und große Möbelstücke ergänzen sich angeblich gut

Der Möbel-Onlinehändler Home 24 übernimmt Butlers mitsamt seiner inzwischen wieder 100 Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Hinzu kommen 32 Franchiseläden in weiteren europäischen Ländern.

Home-24-Chef Marc Appelhoff sagte in einer Telefonkonferenz am Donnerstag, beide Händler ergänzten sich "ideal" und seien "komplett komplementär". Einerseits Butlers mit seiner "emotionalen Ansprache" und seinen Eigenmarken; jedes Jahr entwickele Butlers mit seinen Designern 3000 eigene Artikel und biete mit seiner "saisonal relevanten Ware" Anlässe für "Impulskäufe". Und andererseits Home 24 mit seiner Online-Expertise, seiner E-Commerce-Plattform, dem Möbelangebot und seiner Logistik.

Butlers macht den Angaben zufolge von den voraussichtlich 95 Millionen Euro Umsatz bereits ein Viertel im Onlinehandel. Gemeinsam komme man auf einen Umsatz von 700 Millionen Euro und damit dem Ziel von Home 24, ein "Milliardenunternehmen" zu werden, einen Schritt näher.

Die Frage ist allerdings, ob sich Home 24 mit dem Filialnetz von Butlers einen Gefallen tut und sich, wie erhofft, einen neuen Vertriebskanal zulegt - oder einen Klotz ans Bein bindet? Appelhoff sagte dazu, sein Team habe ohnehin überlegt, die Anzahl der Showrooms, die Home 24 betreibt, weiter auszubauen. Dazu dienten nun die Butlers-Filialen.

Die gegenwärtig zehn Showrooms von Home 24 würden erhalten bleiben, solange die Mietverträge bestehen. Home-24-Möbel würden künftig bei Butlers angeboten werden. Beide Markennamen bestehen fort. Home2 4 wolle aber nicht zu einem Offline-Händler werden, sagte Appelhoff. Der Anteil des stationären Handels in Europa werde am Gesamtumsatz der Home-24-Gruppe nach der Übernahme etwa zehn Prozent betragen.

Möbel rein, Möbel raus, Möbel rein

Es fällt allerdings auf: Nach der überstandenen Insolvenz hatte Butlers alle Möbel wieder aus dem Sortiment geräumt und sich auf Deko- und Tischaccessoires sowie Geschenkartikel konzentriert - offensichtlich mit Erfolg. Zuvor war es als Fehler interpretiert worden, dass Butlers meist kleinere Möbel wie in einem Showroom in die Läden gestellt hatte. Kritiker monierten damals, unrentabler könne man die Fläche im Laden kaum nutzen. Möbel würden selten gekauft, nähmen aber, selbst wenn sie klein sind, den Dingen Platz weg, mit denen sich Geld verdienen lasse - dank Impulskäufen.

Wie dem auch sei, an der Börse kam die Übernahme erst einmal gut an. Home 24 war vor Kurzem aus dem S-Dax, dem Index für kleine Unternehmen, abgestiegen. Der Kurs ist seit Wochen unter Druck, auch weil einige Spekulanten auf ein Sinken des Kurses gewettet haben. Am Donnerstag sprang der Kurs aber um zeitweise mehr als sechs Prozent in die Höhe. Analysten erwarten, dass sich dank der Übernahme Umsatz und Ergebnis von Home 24 schon im kommenden Jahr merklich verbessern werden.

Allerdings fährt Home 24 im Moment noch Verluste ein. In den ersten neun Monaten dieses Jahres lag das Minus bei gut 25 Millionen Euro und damit doppelt so hoch wie ein Jahr zuvor. Dafür ging es aber mit dem Umsatz weiter nach oben.

Wie hoch der Kaufpreis ist, steht wegen variabler Teile im Moment noch nicht fest. Die konkrete Höhe soll sich Mitte kommenden Jahres ergeben. Voraussichtlich wird der Preis zwischen 70 und 100 Millionen Euro liegen. Home 24 kauft direkt 75 Prozent der Anteile an der Butlers Holding. Das übrige Viertel wird von Butlers-Gründer Josten gegen neue Home-24-Aktien eingebracht. Josten erhält dafür 3,9 Prozent der Anteile an Home 24 und wird damit der derzeit größte Einzelaktionär der Gruppe. Er soll künftig für Home 24 arbeiten, in welcher Position ist offen. Darüber entscheide der Aufsichtsrat, sagte Appelhoff.

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