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Onlinehandel:Alibaba will es wissen

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Der Onlinehändler plant womöglich einen zweiten Börsengang. Der könnte 20 Milliarden Dollar erlösen.

Von Christoph Giesen, Peking

Beinahe fünf Jahre ist es nun her, da standen acht Männer und Frauen in weißen T-Shirts auf dem Balkon der New York Stock Exchange, allesamt waren sie Kunden des chinesischen Onlinehändlers Alibaba. Ein Kirschenpflücker aus dem US-Bundesstaat Washington war darunter, genauso wie ein ehemaliger chinesischer Olympiateilnehmer, der Armbänder verkaufte. Um Punkt 9.30 Uhr drückten sie gemeinsam auf den Knopf, und die Glocke der NYSE schepperte - der größte Börsengang der Geschichte begann, 25 Milliarden Dollar wurden eingespielt.

Nun könnte sich die Geschichte wiederholen. Diesmal in Hongkong. Alibaba plant Insidern zufolge eine milliardenschwere Zweitnotierung in Hongkong. Bis zu 20 Milliarden Dollar könnte das einbringen. Seit der Platzierung in New York ist Alibaba extrem schnell gewachsen und mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 400 Milliarden Dollar das größte börsennotierte chinesische Unternehmen. Die Zweitnotierung könnte dem Konzern mehr Spielraum für Wachstum in China geben.

Das Unternehmen arbeitet mit Finanzberatern an einem Emissionsangebot, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg zuerst meldete. Bereits in der zweiten Jahreshälfte könnte ein Antrag auf Börsennotierung in Hongkong gestellt werden. Viele Details sind offenbar allerdings noch ungeklärt. Das Unternehmen wollte sich zu den Plänen nicht äußern. Sollten es letztlich tatsächlich 20 Milliarden Dollar werden, wäre es Daten des Informationsdienstleisters Refinitiv zufolge die weltweit größte Zweitnotierung eines Unternehmens seit sieben Jahren. Doch warum ausgerechnet Hongkong?

Mit der stärkeren Marktpräsenz in Asien bekäme Alibaba nach Ansicht von Fachleuten mehr Aufmerksamkeit bei Investoren und Banken. Ein weiterer Vorteil: Anleger aus China sind meist auch risikofreudiger. Die ebenfalls in Hongkong notierten Aktien des Rivalen Tencent werden im Vergleich zu den jeweils erwarteten Firmengewinnen mit einem höheren Kurs gehandelt, als die Aktien von Alibaba an der Wall Street.

Ursprünglich wollte der Konzern bereits 2014 seinen Rekordbörsengang in Hongkong veranstalten, entschied sich dann aber doch für New York. Der Grund: Die Hongkonger Börsenaufsicht hatte nach einigen missglückten chinesischen Debüts strenge Regeln erlassen, die es etwa Firmengründer Jack Ma untersagt hätten, als Vorsitzender des Aufsichtsrates zu amtieren. Damals undenkbar, inzwischen hat Ma angekündigt, in diesem Jahr aus dem Amt zu scheiden. Die Hongkonger Börse wiederum hat sich zum Ziel gesetzt, der Wall Street mehr Konkurrenz zu machen und attraktiver vor allem für asiatische Firmen zu werden. Es könnte also klappen.

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Quelle:
SZ vom 29.05.2019
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