Online-Versicherer:Allianz Direct vor dem Start

Zwanzig Jahre lang hat die Allianz beim Thema Internet-Verkauf gezögert. Jetzt will der Konzern mit dem neuen europäischen Direktversicherer Allianz Direct durchstarten.

Von Herbert Fromme, Köln

Der Internet-Versicherer Allianz Direct soll im Herbst in Deutschland auf den Markt kommen. Das sagte Konzern-Finanzchef Giulio Terzariol bei der Vorstellung der Zahlen für das zweite Quartal. Zugleich will der Versicherer in den Niederlanden starten, 2020 in Italien und Spanien. Andere Länder sollen folgen.

In den vergangenen 20 Jahren ist die Allianz mit dem Thema Online-Verkauf zumindest im Heimatmarkt Deutschland sehr zögerlich umgegangen. So durfte der als Allianz24 gestartete Direktversicherer den Namen nicht behalten, sondern musste sich 2009 auf Druck der Allianz-Vertreter in Allsecur umbenennen. Der Erfolg war mäßig.

Die verschwommene Online-Strategie ist einer der Gründe dafür, dass die Allianz in der Kfz-Versicherung in Deutschland die Marktführerschaft an den Rivalen HUK-Coburg verloren hat. Er hatte Ende 2018 zwölf Millionen Fahrzeuge versichert, die Allianz 8,6 Millionen.

Jetzt will Konzernchef Oliver Bäte mit dem neuen Direktversicherer durchstarten. Die Allianz Direct soll mit einer Kostenquote von zehn Prozent bis zwölf Prozent der Prämie auskommen - die traditionelle Allianz Versicherung kommt auf 25 Prozent. 90 Prozent aller Schadenmeldungen will Allianz Direct binnen 24 Stunden erledigen.

Terzariol kündigte an, dass die Allianz durchaus bereit ist, in den ersten Jahren auf Gewinne zu verzichten. Der versicherungstechnische Gewinn sei zu Beginn nicht entscheidend. Das deutet auf eine heftige Konkurrenzschlacht mit der HUK24 hin, der Online-Tochter des Marktführers. Leiden könnten darunter Vergleichsportale wie Check24. Im Wettbewerb zwischen den großen Versicherern werden die leichte Bedienbarkeit der Portale und die schnelle Schadenbearbeitung im Vordergrund stehen, nicht so sehr der Preis. Der Preisvergleich ist aber die Hauptaktivität der Portale wie Check24 oder Verivox.

Der Autoversicherungsmarkt ist heftig in Bewegung. Das erlebt die Allianz aktuell auch in einem anderen Bereich: Sie verlor ihren Vertrag mit dem Autohersteller BMW. Künftig bietet BMW seinen Kunden Policen der Generali und der Axa an, nicht mehr die der Allianz. VW-Kunden dagegen können weiter Allianz-Verträge kaufen, die Münchener Gesellschaft betreibt ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Autobauer aus Wolfsburg.

Finanzchef Terzariol meldete gute Zahlen für das zweite Quartal. Der operative Gewinn stieg um 5,4 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Für das volle Jahr erwartet Terzariol einen operativen Gewinn von zwölf Milliarden Euro, das wäre am oberen Ende der vom Konzern erwarteten Spanne von elf bis zwölf Milliarden Euro. Allerdings können Stürme und andere Katastrophen sowie Turbulenzen an den Kapitalmärkten das Bild noch drastisch ändern. Die Aktionäre können sich dennoch schon freuen: Selbst wenn der Gewinn unverändert bleibt, will die Gesellschaft die Dividende erhöhen. Für 2018 zahlte sie neun Euro.

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