Online-Schutzschild der Telekom für Unternehmen:Globales Problem, "deutsche Lösung"

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Lässt sich in einer vernetzten Welt der heimische PC schützen? Die Telekom behauptet: ja. Sie will Daten von mittelständischen Unternehmen mit einem speziellen Router abschirmen und verspricht eine "saubere Leitung".

Geheimdienste lesen über das globale Netz die Kommunikation der halben Welt mit, die Deutsche Telekom will nun deutschen Firmen ein Produkt gegen die Angst verkaufen. Ein Produkt, das Sicherheit dank Heimatverbundenheit verspricht. Die Telekom arbeitet an einem Internet-Schutzschild für Unternehmen. Die Technik soll Wirtschaftsspionage und anderen Online-Attacken abwehren.

Unter dem Schlagwort "Clean Pipe" (englisch für "saubere Leitung") laufe derzeit der Test für eine entsprechende technische Lösung, die sich an mittelständische Unternehmen richte, sagte ein Telekom-Sprecher in Bonn. Diese sollen sich damit so gut wie Großkonzerne vor Internet-Bedrohungen schützen können. Wegen der Enthüllungen über weitgehende Überwachung durch den amerikanischen Geheimdienst NSA versuchen Kommunikationsunternehmen verstärkt, sichere Soft- und Hardware anzubieten.

"Mittelständler können es sich nicht unbedingt leisten, Millionen für Cyber-Sicherheit auszugeben", sagte der Sprecher am Rande einer Internet-Sicherheitskonferenz. "Clean Pipe" solle deswegen bei der zum Großteil mittelständisch geprägten deutschen Wirtschaft dafür sorgen, dass "ein Schutzniveau aufgebaut werden kann, das sich bislang nur Großkonzerne leisten können". Mit der Technik übernehme die Telekom für die Firmen Aufgaben, für die Großunternehmen einen Stab an Spezialisten beschäftigten.

Die Firmen würden mit einem "Hochleistungs-Router" aus deutscher Fertigung ausgestattet, mit denen sie an das Internet angebunden würden. Die Daten selbst würden über verschlüsselte Leitungen übertragen. Auf Telekom-Rechnern im Internet wachten dann spezielle Programme über die Sicherheit im Datenverkehr. Bei "Clean Pipe" handle es sich um eine "deutsche Lösung", betonte der Telekom-Sprecher. Kritiker bezweifeln, dass die Telekom internationale Datenleitungen - und damit wahrscheinlichere Abhörangriffe - komplett vermeiden kann.

Der Sprecher erklärt das Produkt der Telekom so: Es funktioniere "ähnlich wie ein Wasserfilter, der Wasser vor dem Trinken von Schadstoffen reinigt". Derzeit werde "Clean Pipe" in einer Pilotphase von zwei mittelständischen Unternehmen getestet, einem Tankstellen-Betreiber und einem Landwirtschaftsbetrieb. Ein Termin für den Verkaufsstart sei noch nicht bekannt. Genaue Preisangaben wollte der Konzern ebenfalls nicht machen.

Das Nachrichtenmagazin Spiegel hatte berichtet, dass die Telekom auch eine Art "deutsches Internet" aufbauen will. Dabei sollen Datenpakete mit Sender und Empfänger in Deutschland nur über deutsche Leitungen verschickt werden. Entsprechende Gespräche führe der Konzern mit verschiedenen Netzbetreibern.

© Süddeutsche.de/AFP/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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