Online-Dokuspiel:Fort McMoney - Abenteuer in der Kälte

Fort McMoney; Fort McMoney

Fort McMurray: Das Casino ist einer der wichtigsten Treffpunkte im Ort.

(Foto: Philippe Brault)

Wie geht es in einem der gewaltigsten und umstrittensten Industrieprojekt der Welt zu? Vier Wochen lang konnten Leser das Gebiet um Fort McMurray in einem Online-Dokuspiel erkunden und dabei ernüchterte Einwohner, eifrige Politiker, besorgte Mediziner und viele mehr befragen. Wie es war - und wie es weitergeht.

Von Hans von der Hagen

Da ist der Arzt, der erzählt, dass seine Patienten reihenweise an Krebs sterben. Aber auch die Bewohner von Fort McMurray, die erleben, wie sich ihr Ort in eine Goldgräberstadt verwandelt hat. Und die selbst davon profitieren - oder im Abseits enden, weil das Leben in Fort McMurray für sie nicht mehr bezahlbar ist. Oder die Arbeiter aus aller Welt, die selbst bei eisigsten Temperaturen auf einem Campingplatz ausharren, weil sie wissen, dass sie in Fort McMurray so viel verdienen können wie nirgendwo sonst.

Der Abbau von Teersanden in Kanada ist eines der umstrittensten Großprojekte überhaupt. Er beschert Reichtum - und Tod. Im Rahmen des Online-Dokuspiels Fort McMoney wurden all diese Widersprüche deutlich.

Die Spieler konnten die Boomtown Fort McMurray besuchen, die Abbaugebiete der Ölkonzerne oder sie reisten etwa nach Fort Mackay. In dessen Nähe darf Shell demnächst ein neues Großprojekt anstoßen - die Regierung Kanadas hat es gerade erst genehmigt. Bedenken? Keine!

Süddeutsche.de und Le Monde sind Medienpartner von Arte für das Doku-Game "Fort McMoney". Wer mitspielt, bestimmt mit: Er übernimmt die Rolle der Einwohner von Fort McMurray in Kanada, ihren Zwiespalt zwischen Wirtschaftsboom einerseits, sozialen und ökologischen Problemen andererseits. Das Spiel wird von der kanadischen Medienförderung CMF/FMC mitfinanziert, vom kanadischen Filmboard ONF/NFB und der Firma Toxa produziert. Hier geht es zum Spiel.

Wenn interessierte das alles? Mehr als 200.000 Menschen spielten mit, rund 12.000 davon hatten sich angemeldet. Von diesen kamen rund 40 Prozent aus dem deutschsprachigen Raum. Mehr als 7000 Leute nahmen an den wöchentlichen Abstimmungen teil. Dort wurde beispielsweise abgestimmt, ob die Teersandindustrie verstaatlicht werden sollte - was die große Mehrheit übrigens bejahte, obschon die Politik in Kanada überaus engagiert die Interessen der Konzerne vertritt.

Fort McMoney ist Spiel und Film in einem, Süddeutsche.de ist in Kooperation mit Arte Medienpartner in Deutschland. Vom 19. Januar an wird es eine neue Spielrunde geben. Doch auch bis dahin können Interessenten sich in Nordkanada umschauen, lediglich auf den Spiel- und Debattenteil müssen sie bis dahin verzichten.

Linktipp: Hier gibt's Informationen zum Making-of des Online-Dokuspiels.

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