Eigentlich wollten die Mitarbeiter bei N26 nur etwas mitreden in der Firma und dafür einen Betriebsrat gründen. Was nach einem normalen Vorgang klingt, ist in den vergangenen Tagen zu einem Konflikt zwischen Führungsriege und Mitarbeitern eskaliert.
Hintergrund ist, dass am Donnerstag und Freitag der Wahlvorstand für eine Betriebswahl gewählt werden sollte. Doch N26 wehrt sich mit allen Mitteln gegen die Vorwahlen und hatte bereits vor der ersten Veranstaltung am Donnerstag eine einstweilige Verfügung gegen die Initiatoren beim Arbeitsgericht in Berlin erwirkt, weil der Firma zufolge die Hygiene-Vorschriften nicht eingehalten würden.
Die Initiatoren bedienten sich daraufhin eines Tricks: Nicht sie, sondern die Gewerkschaft Verdi hielt die Sitzungen ab. So verstoße man nicht gegen die Auflagen des Gerichts, könne aber trotzdem wählen, erklären die Initiatoren auf ihrer Webseite.
N26 selbst verweist darauf, dass es nach wie vor kein Hygiene-Konzept gebe. Man warte auf eine entsprechende Entscheidung des Arbeitsgerichts, ob die Veranstaltung so hätte stattfinden dürfen und was das für den Freitag heißt.
Irgendwann kam die Polizei vorbei
Oliver Hauser von Verdi sieht die einstweilige Verfügung hingegen als Schikane, um die Vorwahlen zu verhindern. "Der Ausrichtungsort erfüllt alle Hygiene-Standards, auch in Zeiten von Corona", sagt er. Schlussendlich fand Donnerstag die Versammlung der N26 Operations GmbH im Berliner Hofbräu statt und die Mitarbeiter wählten einen Wahlvorstand, der nun die Wahl zum Betriebsrat organisieren soll.
Am Freitag nun sollte planmäßig die zweite Vorwahl für die N26 GmbH folgen, doch grätschte die Führung von N26 auch an dieser Stelle dazwischen und erwirkte erneut eine einstweilige Verfügung, diesmal gegen die Gewerkschaft Verdi.
Die Begründung blieb die Gleiche: Es würde an Hygiene-Maßnahmen fehlen. Die Gewerkschaft schaltete daraufhin die Kollegen der IG Metall ein, die die Veranstaltung an ihrer Stelle abhalten sollten.
Seit 10:30 Uhr wählen die Mitarbeiter nun einen Wahlvorstand hinter verschlossenen Türen, gegen zwölf Uhr kam sogar die Polizei vorbei und überprüfte den Veranstaltungsort, hatte aber nichts zu bemängeln.
Seit Wochen schwelt ein Konflikt um mehr Mitbestimmung Doch ging es dem Management wirklich nur darum, dass sich Mitarbeiter möglicherweise nicht mit Corona anstecken? Bei N26 schwelt seit einigen Wochen ein Konflikt zwischen Management und Mitarbeitern um mehr Mitbestimmung.
"Historischer Tiefstand"
Die Initiatoren des Betriebsrats fühlen sich von ihren Chefs alleingelassen, das Vertrauen zu den Managern sei "auf einem historischen Tiefstand", heißt es. Sie verweisen darauf, dass man sich seit einiger Zeit darum bemühe, Dinge im Unternehmen zu ändern, bei Meetings ebenso wie über digitale Kanäle. Da dies erfolglos gewesen sei, müsse man nun neue Wege gehen.
Erstmals öffentlich machten sie die Pläne, die offenbar schon seit Monaten vorbereitet werden, über die Webseite worker26.com und einen dazugehörigen Twitterkanal. Das Fachmagazin Finance Forward berichtete zuerst darüber.
Die Führungsriege stellte sich offen gegen das Bestreben. So sollen die Gründer einem Bericht von Finance Forward zufolge in einer Mail an die Mitarbeiter geschrieben haben, dass ein Betriebsrat fast allen Werten des Unternehmens widerspreche, die Zusammenarbeit komplexer werde, die Kultur des Vertrauens untergrabe und sich die jeweilige Karriereentwicklung verschlechtere. Das Management schlug stattdessen ein internationales Gremium vor. Man gehe nicht gegen eine Mitarbeiterbeteiligung vor, sondern unterstütze den Willen der Mitarbeiter, heißt es auf Anfrage.
"Wir möchten nochmal deutlich machen, dass weder die Gründer noch das Managementteam von N26 sich gegen eine Arbeitnehmervertretung und -beteiligung - egal welcher Form - stellt oder gegen sie vorgeht", erklärte das Unternehmen. "Wir sind und werden nicht gegen irgendeine Form der Arbeitnehmervertretung vorgehen." Allerdings habe man gegenüber den Mitarbeitern eine Sorgfaltspflicht. Das gelte ganz besonders während der aktuellen Corona-Krise.