OMV-Chef Roiss:"Libyens Ölindustrie ist schwer beschädigt"

Vor dem Krieg in Libyen bezog der österreichische Branchenriese OMV zehn Prozent seines Öls aus dem nordafrikanischen Land. Konzernchef Roiss geht davon aus, dass die Verträge auch nach dem Machtwechsel gültig bleiben - der Wiederaufbau der Förderanlagen könnte allerdings bis zu einem Jahr dauern.

Der Wiederaufbau der Ölindustrie in Libyen wird nach Einschätzung des österreichischen Ölkonzerns OMV Monate in Anspruch nehmen. Konzernchef Gerhard Roiss geht davon aus, dass die Produktionsanlagen durch den Kampf der Rebellen gegen die Anhänger des Diktators Gaddafi schwer beschädigt sind. Die Lage in den Fördergebieten sei noch immer unsicher, sagte er der Süddeutschen Zeitung. "Die Lagerstätten liegen in der Wüste, einige hundert Kilometer südlich von Tripolis, dort haben wir zur Zeit keinen Zugang."

Pumpstationen seien nach unbestätigten Berichten schwer beschädigt, Verladeanlagen und Häfen zerstört. Es könne Monate, vielleicht bis zu einem Jahr dauern, bis die Produktion wieder anlaufen werde, ergänzte Roiss. OMV, der größte Ölkonzern Mitteleuropas und die Nummer 17 in der Branche weltweit, bezog noch vor einem Jahr zehn Prozent seines Öls aus Libyen.

Seit Februar ist die Förderung eingestellt, das Personal wurde abgezogen. Der Produktionsausfall in Libyen habe OMV bisher etwa 200 Millionen Euro gekostet, sagte der Konzernchef. Der Ertrag brach daraufhin im zweiten Quartal um etwa 20 Prozent auf 269 Millionen Euro ein. "Der gestiegene Ölpreis hat uns aber geholfen, so dass wir jetzt zum Halbjahr ein durchaus solides Ergebnis präsentieren können und der Verlust einigermaßen kompensiert werden konnte", fügte Roiss hinzu.

Er geht davon aus, dass die Lieferverträge auch unter der künftigen Regierung Libyens ihre Gültigkeit behalten. OMV ist seit 1985 in Libyen tätig, die mit dem Gaddafi-Regime geschlossenen Verträge laufen teilweise bis 2030. Libyen trug im vergangenen Jahr zwei Prozent zur weltweiten Ölproduktion bei. Das Land verfügt über die größten Ölreserven Afrikas, einige große Vorkommen sind noch gar nicht erschlossen.

Das Interview mit Gerhard Roiss lesen Sie in der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung.

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