Japan:Olympiafackel zu verkaufen

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Fackelträger bei den Olympischen Spielen in Hiroshima. (Foto: Carl Court/Getty Images)

Was kostet ein erloschenes Feuer? Im Internetflohmärkten versuchen Verkäufer, die Fackeln der Olympischen Spiele in Tokio loszuwerden - zum Ärger der Organisatoren.

Von Thomas Hahn, Tokio

Der abschließende Finanzbericht der Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio ist da. Demnach waren die letzten Budget-Korrekturen des Organisationskomitees Tocog erfolgreich. Es vermeldet einen ausgeglichenen Haushalt "dank der Anstrengungen, die unternommen wurden, um die Einnahmen zu erhöhen und die Ausgaben kontinuierlich zu überprüfen". Kosten von 640,4 Milliarden Yen, umgerechnet 4,47 Milliarden Euro, wurden demnach gedeckt mit Zuschüssen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), mit Sponsorengeld sowie einer Auszahlung der Versicherung von 50 Milliarden Yen wegen der corona-bedingten Verschiebung von Sommer 2020 auf Sommer 2021.

Nicht schlecht für ein Weltsportfest, das wegen der Pandemie ohne Live-Zuschauer stattfinden musste und das vorher viele am liebsten abgesagt hätten. Da muss die Japan AG mal wieder ganze Arbeit geleistet haben. Sicher, es gibt noch ein paar Probleme. Zum Beispiel steht das für Olympia neuerbaute Nationalstadion bei Instandhaltungskosten von jährlich 2,4 Milliarden Yen ohne Nachnutzungsplan da. Aber das ist ja eher ein Problem der Steuerzahler, weniger eines von Tocog. Tokios Spiele-Schaffende dürften sich zufrieden zurücklehnen können.

Und die Fackelgeschichte, von der jetzt die Nachrichtenagentur Jiji berichtet hat? Die Fackelgeschichte ist eine von diesen Angelegenheiten, die eben übrigbleiben von einem Riesenereignis, das am Ende vor allem aus kommerziellen Gründen volksnah sein will. Es war nämlich so: In den Wochen vor den Olympischen Spielen gab es wie immer einen Staffellauf, um das Olympische Feuer, vom griechischen Ort Olympia ins Gastgeberland gekommen, zur Eröffnungsfeier zu tragen. Große Gesten. Lob der Menschlichkeit. Show der Exklusivsponsoren. Die eigens dafür gefertigten Fackeln verkaufte Tocog den Läuferinnen und Läufern oder an lokale Verwaltungen als Souvenir oder Ausstellungsstück. Alle rund 10 000 Aluminium-Fackeln wurde Tocog los. Stückpreis: 71 940 Yen, knapp 500 Euro. Der Wiederverkauf war verboten. So stand es laut Tocog auf der Vereinbarung, die jeder Käufer, jede Käuferin unterschreiben musste.

Aber das Verbot funktioniert nicht richtig. Mittlerweile sind Fackeln auf Internetflohmärkten aufgetaucht. Das exklusive Zeugnis der Tokio-Spiele als Ramschware - schlimm. Oder normal? Dass eine Olympiafackel schlecht in die Wohnung passt, sich weder als Beleuchtung noch als Zigarettenanzünder eignet, stellt sich eben vielleicht erst mit der Zeit heraus. Andere dachten eindeutig ans Geld, das tut das IOC ja ab und zu auch. Mitte Juni wurde eine Fackel im Internet für 1,25 Millionen Yen angeboten.

Tocog ist sauer und hat die Betreiber von Online-Plattformen gebeten, etwaige Olympiafackeln in ihrem Angebot von der Liste zu nehmen. "Wir wollen, dass die Fackeln so behandelt werden, wie es in der Vereinbarung steht", zitiert Jiji eine Person aus dem Organisationskomitee.

So toll lief das Geschäft mit der erloschenen Flamme ohnehin nicht. Zumindest der Anfangspreis von 1,25 Millionen Yen erwies sich als viel zu optimistisch. Verkauft wurde die Fackel schließlich für 560 000 Yen. Als "letzter Rabatt", wie es hieß. Eigentlich peinlich für einen Gegenstand, in dem immerhin mal das olympische Feuer brannte.

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