Süddeutsche Zeitung

Oliver Samwer:"Wir brauchen eine Kultur des Träumens"

Lesezeit: 1 min

Mit Start-ups wie Zalando hat er Rocket Internet groß gemacht. Jetzt spricht Oliver Samwer über den Kurseinbruch - und erklärt, warum Autos von Google eine gute Nachricht sind.

Von Caspar Busse und Helmut Martin-Jung

Oliver Samwer, 43, erscheint wie so oft ganz leger im Pulli, er ist gut gelaunt, verbreitet Optimismus. Dabei sind es bewegte Zeiten für den Vorstandschef von Rocket Internet, der Holding für rund 150 junge Internetfirmen weltweit mit insgesamt 36 000 Mitarbeitern. Der Aktienkurs ist unten, 2015 wurden Verluste erwirtschaftet, es gab Streit im Aufsichtsrat mit dem Mitgesellschafter, dem schwedischen Investor Kinnevik. Samwer, der erfolgreich, aber nicht nur wegen seines Führungsstils auch umstritten ist, hat ein großes Ziel: Rocket Internet soll die führende Internet-Plattform außerhalb der USA und Chinas werden.

Derzeit hadert Samwer vor allem mit der Entwicklung des Aktienkurses. "Schauen Sie sich alleine dieses Jahr an, da ist die Rocket-Internet-Aktie rauf und runter gegangen, vielleicht 50 Prozent Kursschwankungen in nur vier Monaten. Ich kann Ihnen eines sagen: Unsere Firma verändert sich in vier Monaten nicht um 50 Prozent", sagt Oliver Samwer der Süddeutschen Zeitung.

"Am Tag ist für Zweifel keine Zeit"

Zum Mangel an Internetgründern in Deutschland sagt Samwer: "Wir brauchen eine Kultur des Träumens." Diese Kultur entstehe am besten, wenn erfolgreiche Gründer den Jungen ihre Geschichte erzählen. "Viele denken doch: Erfolgreiche Gründer, das sind Menschen, die über Wasser gehen können. Man muss den jungen Leuten zeigen, wie normal es ist, ein Unternehmen zu gründen und Erfolg zu haben", sagt Samwer. Ihm selbst kämen Zweifel an seinem Erfolg meist morgens unter der Dusche. "Ich dusche immer so lange, bis die Zweifel weg sind. Wenn ich aus der Dusche rauskomme, ist alles in Ordnung. Am Tag ist für Zweifel keine Zeit", sagt er.

Samwer betont auch, dass heute kein Unternehmen mehr vor den Veränderungen durch die Digitalisierung geschützt sei. "Nur weil die deutschen Hersteller seit hundert Jahren erfolgreich Autos bauen, muss das doch nicht für immer so bleiben", so der Rocket-Internet-Chef: "Es konnte ja nichts Besseres passieren, als dass Google und Apple jetzt an Autos arbeiten, das rüttelt hier endgültig alle wach."

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