OeNB-Chef Ewald Nowotny:Bankenstresstest droht "zu streng" zu werden

"Der Test wird sehr streng, vielleicht sogar zu streng." Ewald Nowotny, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, erklärt im SZ-Gespräch, warum er den Bankenstresstest für zu streng hält.

Von Andrea Rexer und Markus Zydra, Frankfurt

Ewald Nowotny, Chef der Oesterreichischen Notenbank (OeNB) und Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) warnt vor einem zu hartem Vorgehen bei dem gerade laufenden Bankenstresstest: "Der Test wird sehr streng, vielleicht sogar zu streng. Meine Befürchtung ist, dass die EZB in dem Ehrgeiz es besonders gut machen zu wollen, sehr weit über das hinausgeht, was die USA gemacht haben. Das kann zu Übertreibungen führen", sagte er der Süddeutschen Zeitung (Montagsausgabe).

In den internen Diskussionen beobachte er, dass die EZB bei Ermessensentscheidungen grundsätzlich die schärferen Regeln anwende. Für die österreichischen Banken sieht er jedoch keine Probleme, es gebe "keine Wackelkandidaten."

Nowotny verteidigt die Niedrigzinspolitik und beruhigt die Sparer. Die negative Auswirkung der niedrigen Zinsen auf die Ersparnisse würde überschätzt: "Die Menschen sitzen einer Illusion auf. Sie bekamen zwar früher höhere Einlagenzinsen, aber die Inflationsraten waren viel höher." Der Effekt sei lediglich bei niedrigen Zinsen besser sichtbar.

Den Spekulationen über mögliche Staatsanleihe-Käufe durch EZB erteilt er eine klare Absage: "Die EZB wird sich nicht vom Diktat der Märkte führen lassen. Es ist nicht sinnvoll, irgendwelche Phantomdiskussionen zu führen."

Der umstrittene Schuldenschnitt, den Österreich per Gesetz in der vergangenen Woche der Problembank Hypo Alpe Adria verordnet hat, destabilisiere den österreichischen Finanzplatz nicht, so Nowotny. Einige Banken, darunter die BayernLB, haben Klagen angekündigt, weil die betroffenen Anleihen mit einer Staatsgarantie vom Ausfall geschützt waren. Die OeNB stehe hinter dem Vorgehen der Regierung, so Nowotny. Der Schuldenschnitt beziehe sich nur auf einen sehr kleinen, speziellen Teil der Gläubiger. "Die prinzipielle Bereitschaft Österreichs, zu Garantien zu stehen, ist nicht in Frage gestellt."

Zur BayernLB sagte er: "Der damalige Eigentümer BayernLB müsste zudem bei der Kreditgewährung eigentlich über die Risikosituation bei der Hypo Alpe Adria informiert gewesen sein."

Das vollständige Interview mit Nowotny "Es geht nicht um das letzte Hemd" finden Sie im Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung vom Montag.

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