Ölpreis:Saudischer Minister: Die Ölflut ist zu Ende

Ölpreis: Saudi-Arabiens Ölminister Khalid al-Falih.

Saudi-Arabiens Ölminister Khalid al-Falih.

(Foto: AFP)
  • Der neue Ölminister Saudi-Arabiens ist überzeugt: Die Ölflut ist vorbei.
  • Das Königreich werde künftig wieder die Kontrolle über Angebot und Nachfrage erlangen. Die Förderung dürfte das Land aber nicht einschränken.
  • Der Forschungschef des zweitgrößten Staatsfonds der Welt sieht die Zukunft des Ölmarkts weniger optimistisch: Ein Ende der Ölschwemme sei frühestens Mitte 2017 realistisch.

Von Vivien Timmler

Ende, aus, vorbei. Das war's mit der Ölkrise, mit der Ölflut, mit der Ölschwemme - kündigt zumindest der neue saudische Ölminister Khalid Al-Falih an. "Wir sind raus. Das Überangebot ist verschwunden", sagt er in einem Interview mit der amerikanischen Zeitung Houston Chronicle. Ab sofort werde sich Saudi-Arabien wieder anschicken, die Kontrolle über den Ölmarkt zu erlangen, sagt Al-Falih. Es würde von dem Königreich "erwartet", für den Ausgleich von Angebot und Nachfrage zu sorgen, sobald sich der Markt erholt habe. Dieser Zeitpunkt sei jetzt gekommen.

Dass sich der Preis für ein Fass (etwa 159 Liter) der maßgeblichen Sorte Brent zwar mittlerweile etwas stabilisiert hat, mit knapp über 50 Dollar aber weiterhin auf sehr niedrigem Niveau liegt, scheint Al-Falih nicht weiter zu beunruhigen. Dabei hat diese Entwicklung wenig damit zu tun, dass Ölvorräte schwinden, sondern liegt hauptsächlich an wirtschaftlichen Krisen in vielen Förderländern und an Förderunterbrechungen, beispielsweise in Nigeria. Dort gab es zuletzt wiederholt Attacken auf Pipelines, die zu Ausfällen bei den Öl-Exporten führten.

Optimismus trotz Krisenzeiten

"Wir haben keine Angst, aber wir sind realistisch und wir wissen, dass Öl auch in den kommenden Jahrzehnten eine wichtige Rolle spielen wird", sagt der saudische Minister und Ex-Saudi-Aramco-Chef , für den es das erste große Interview ist, seit er im Mai den mächtigen Ministerposten übernommen hat. Bislang war es eher still um ihn, lieber suchte Al-Falih das Gespräch mit seinen Opec-Partnern als mit der Öffentlichkeit; schließlich gab es aufgrund des langanhaltend niedrigen Ölpreises genug Redebedarf.

Dass Saudi-Arabien selbst daran arbeiten werde, für eine Beseitigung des Überangebots zu sorgen, wird Al-Falih damit jedoch wohl kaum gemeint haben. Saudi-Arabien war bislang maßgeblich beteiligt am massiven Überangebot an Öl, das von Mitte 2014 an zu einem Preisverfall bis unter 30 Dollar pro Barrel führte. Statt die Förderung einzuschränken, ordnete der damalige mächtige Ölminister Ali Al-Naimi sogar, die Förderung auszuweiten. Er hoffte, so andere kleinere Ölproduzenten zurückzudrängen - geführt hat das zu historisch niedrigen Preisen für den Rohstoff.

Im Interview hat al-Falih nun erneut betont, dass Saudi-Arabien seine Fördermenge auch künftig nicht zurückschrauben werde. "Niemand will die Ölwirtschaft in Saudi-Arabien ausschalten", sagt er. Zwar plant der Vize-Kronprinz Saudi-Arabiens, Mohammed Bin Salman, durch einen Staatsfonds sein Land aus der Öl-Abhängigkeit zu lösen. Eine Fördergrenze ist auf lange Sicht trotzdem nicht vorgesehen, sagt der Ölminister: "Wir versuchen im Gegenteil, die Förderung weiter auszubauen. Aber wir hoffen, dass der Rest unserer Wirtschaft noch stärker wächst."

Aus den Vereinigten Arabischen Emiraten kommen andere Signale

Bislang hatte Al-Falih im Umgang mit seinen Opec-Partnern ein gutes Händchen. Bei einem Treffen der mächtigsten Förderländer im Mai hatte er deren Vertreter noch beruhigt und ihnen die Befürchtung zu nehmen versucht, Saudi-Arabien würde den Ölmarkt bald noch stärker fluten und seine Ölförderung auf bis zu 13 Millionen Barrel pro Tag aufstocken. Diese Beruhighungsstrategie scheint er nun mit der Aussage, die Ölflut sei vorbei, fortführen zu wollen.

Aus den Vereinigten Arabischen Emiraten kommen derweil andere Signale. Der zweitgrößte Staatsfonds der Welt, Abu Dhabi Investment Authority, ist mit seiner Prognose zum Ende der Ölflut deutlich zurückhaltender. Die Schwemme sei längst noch nicht vorbei und eine Balance werde es frühestens Mitte 2017 geben, sagte der Forschungschef des Fonds, Christof Ruehl. "Erst wenn der Winter kommt, bekommen wir eine Idee davon, auf welchem Level diese neue Balance überhaupt stattfinden kann", sagt er.

Auch glaubt er nicht daran, dass der Ölpreis ohne Anpassungen weiter steigen werde. Was es braucht, um die 60 Dollar zu erreichen, sei simpel: mehr Pausen bei der Förderung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: