Süddeutsche Zeitung

Ölpreis:Russland verwirrt die Ölhändler

  • Russlands Präsident Wladimir Putin argumentiert, die Begrenzung der Ölfördermenge, wie sie die erdölfördernden Länder planen, sei sinnvoll.
  • Doch der russische Engergieminister und der Chef des größten staatlichen Ölkonzerns äußern sich einen Tag später wesentlich verhaltener.

Fördert Russland bald weniger Öl und folgt damit der Linie des Opec-Kartells? Oder doch nicht? Widersprüchliche Aussagen russischer Verantwortlicher sorgen für Verwirrung. Dabei schien die Lage am Montag klar: "In der derzeitigen Situation denken wir, dass ein Einfrieren oder sogar eine Senkung des Fördervolumens womöglich der einzig richtige Weg ist, um die Stabilität im globalen Energiemarkt zu wahren", sagte Russlands Präsident Wladimir Putin auf dem Welt-Energie-Kongress in Istanbul.

Das klang, als würde Russland den Opec-Kurs mittragen. Das zerstrittene Ölkartell hatte sich Ende September überraschend darauf geeinigt, weniger Öl zu fördern. Damit soll der Preis wieder in die Höhe getrieben werden.

Doch schon am Dienstag relativiert die Regierung in Moskau Putins Aussagen: Russland werde sich nicht an einer möglichen Senkung der Ölfördermenge beteiligen, wie sie die Opec plane, sagte der russische Energieminister Alexander Nowak der Nachrichtenagentur Tass zufolge. Im Moment denke man nur darüber nach, die Fördermenge auf dem aktuellen Level zu belassen.

Ähnlich äußerte sich der Chef des größten russischen Ölkonzerns Rosneft auf die Frage, ob Russland weniger Öl fördern werde. "Warum sollten wir das tun?", sagte Igor Setschin der Nachrichtenagentur Reuters. Rosneft steuert etwa 40 Prozent zur gesamten Fördermenge Russlands bei. Der Ölpreis fiel am Dienstag entsprechend zurück, nachdem er am Montag kräftig gestiegen war.

Im September hatte Russland mit 11,11 Millionen Barrel pro Tag so viel Öl gefördert wie seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht mehr.

Dabei könnte eine Senkung der Fördermenge und damit ein steigender Ölpreis auch im Sinne Russlands sein. Für Russland ist der Ölexport ein wichtiger Wirtschaftszweig. Zwar ist das Land kein Opec-Mitglied, aber einer der weltweit wichtigsten Exporteure des Rohstoffs. Würde Russland Opec-Pläne zur Reduzierung der Ölfördermenge unterstützen, wäre das ein deutliches Signal an den Markt.

Überraschende Einigung bei der Opec

Allerdings einigten sich die Ölförderstaaten der Opec auch zunächst nur auf kleine Schritte: Die Ölförderung soll von derzeit 33,24 Millionen Barrel auf 32,5 bis 33 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag gedrosselt werden. Damit wäre immer noch mehr Öl auf dem Markt als derzeit nachgefragt wird. Weitere Details zu den Förderquoten wollen die Mitgliedsstaaten der Opec bei einer Sitzung Ende November verhandeln.

Ob es dann eine klare Entscheidung geben wird, die Fördermenge zurückzufahren, steht noch nicht fest. So hatte der iranische Ölminister zuletzt erklärt, die Ölförderung seines Landes erst bei vier Millionen Barrel einfrieren zu wollen. Im Moment fördert Iran etwa 3,6 Millionen Barrel täglich. Libyen und Nigeria äußerten sich ähnlich.

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