Beim Blick auf die nackten Zahlen kann mal als Kritiker des Feldherrn Wladimir Putin wahrlich in Trübsinn verfallen. Seit vier Monaten bemühen sich die Europäische Union, die USA und ihre Verbündeten darum, die Geldquellen des russischen Präsidenten im Öl- und Gasgeschäft mit Boykotten und Embargos trockenzulegen und ihn so zu zwingen, seinen Angriff auf die Ukraine abzubrechen. Was jedoch passiert, ist das glatte Gegenteil: Weil die Weltmarktpreise für Öl und Gas schneller steigen, als die Importe der EU aus Russland sinken, und weil es Moskau zudem gelungen ist, Ausfuhren nach Asien umzuleiten, verbucht Putin Monat für Monat Rekordeinnahmen. Schon Ende April hatte er die Hälfte jener 9,5 Billionen Rubel (170 Milliarden Euro) zusammen, die in der Haushaltsplanung für 2022 aus dem Energieexport veranschlagt sind. Experten sagen für das Gesamtjahr Erlöse von umgerechnet bis zu 300 Milliarden Euro voraus - ein Drittel mehr als 2021.
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Umweltprotest gegen russischen Öltanker in der Ostsee: Europa deckt noch immer einen Großteil seines Energiebedarfs mit Importen aus Russland.
(Foto: Will Rose/picture alliance/dpa/Greenpeace)Der US-Präsident will Russland mit einer Preisobergrenze für Öl in die Knie zwingen. Doch selbst Verbündete bezweifeln, dass der Plan aufgeht.
Von Claus Hulverscheidt, Berlin
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