Ölkonzern Chevron muss Millionen zahlen:"Kein Ort der Straflosigkeit"

Es ist noch unklar, ob aus dem lecken Bohrloch im Atlantik weiterhin Öl austritt - da hat die brasilianische Regierung bereits eine Strafe von 28 Millionen Dollar gegen den US-Mineralölkonzern Chevron verhängt. Es dürfte nicht die letzte Strafe sein.

Die Parallelen zwischen dem Ölunfall vor der Küste des brasilianischen Bundesstaates Rio de Janeiro Anfang November und der Ölkatastrophe an der Bohrplattform "Deepwater Horizon" im vergangenen Jahr sind nicht zu übersehen:

OIL SPILL OFF BRAZILIAN COASTAL

Der US-amerikanische Ölkonzern Chevron muss für den Austritt von Hunderttausenden Litern Öl in den Atlantik 28 Millionen Dollar Strafe zahlen - sollten weitere Versäumnisse bekannt werden, stehen weitere Strafen in Aussicht.

(Foto: dpa)

Tagelang strömten aus einem Riss an einem Bohrloch Hunderttausende Liter Öl ins Meer, das Abdichten des Lecks war schwieriger als erwartet.

Die brasilianische Regierung hat nun Chevron wegen des Öllecks zu einer Strafzahlung von zunächst 28 Millionen Dollar (20,5 Millionen Euro) verpflichtet. Die Summe könne auf 44 Millionen Dollar steigen, teilte die Regierung mit. Chevron könnten zusätzlich noch fünf oder sechs Strafen in ähnlicher Höhe drohen, wenn weitere Versäumnisse bekannt werden sollten, sagte Umweltministerin Izabella Teixeira.

Zugleich versicherte die brasilianische Energieaufsicht ANP, es handele sich bei dem Bohrunfall, der sich bereits am 7. November ereignet hatte, nicht um ein "großes Desaster". Nach Chevron-Angaben entwichen durch das bereits wieder abgedichtete Bohrloch 2400 Barrel Öl in den Ozean. Die Regierung schätzt die Menge allerdings auf rund 5000 Barrel - bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko waren täglich rund 3000 Barrel Öl ins Meer gelaufen.

Widersprüchliche Angaben gab es darüber, ob noch immer Öl ins Meer entweicht. Nach Angaben der Nationalen Erdölagentur (ANP) sickert weiterhin Erdöl aus einem 400 Meter langen Riss ins Freie. Dies werde durch die Analyse von Filmaufnahmen bestätigt, hieß es in einer Pressemitteilung. Chevron sieht die Lage indes unter Kontrolle: Neues Öl trete nicht aus, teilte der Ländermanager des Konzerns, George Buck, mit.

Teixera und andere Regierungsvertreter werfen Chevron vor, Informationen über das Ausmaß des Öllecks verschleiert und nicht schnell genug mit der Beseitigung des Ölteppichs begonnen zu haben.

Auch der Bundesstaat Rio de Janeiro will Schadenersatz vom Ölkonzern verlangen, kündigte der regionale Umweltminister Carlos Minc an. Rio werde kein "Ort der Straflosigkeit" bei ökologischen Vergehen sein, sagte er. Chevron könne nicht nur zur Zahlungen weiterer Entschädigungen verurteilt werden, sondern auch für die kommenden fünf Jahre von der Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen ausgeschlossen werden. Er nannte das Unglück "vermeidbar" und warf Chevron "Nachlässigkeit" vor.

Rasant wachsende Ölförderung

Chevron hatte die volle Verantwortung für den Unfall übernommen. Trotz des Schuldbekenntnisses und der Strafzahlung könnten dem US-Konzern weitere Konsequenzen drohen. Der Vorfall warf einen Schatten auf Brasiliens rasant wachsende Ölförderung in der Tiefsee und brachte Sicherheitsfragen auf. Laut dem Umweltministerium könnten Chevron Förderlizenzen entzogen werden. Die von dem Unfall betroffene Ölquelle betreibt Chevron in Partnerschaft mit dem brasilianischen Ölkonzern Petrobras und einem japanischen Konsortium.

Der Austritt des Öls war am 9. November entdeckt worden. Das betroffene Bohrloch befindet sich nahe dem Ölfeld Campo Frade 370 Kilometer vor der brasilianischen Küste.

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