Süddeutsche Zeitung

Ölkatastrophe Deepwater Horizon:Das 30-Milliarden-Dollar-Drama

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BP muss für die Ölschäden im Golf von Mexiko viele Milliarden Dollar Entschädigung zahlen. Und der Kampf gegen die Katastrophe hat nochmal knapp zehn Milliarden Dollar gekostet. Ausgestanden ist er aber noch lange nicht.

Das leckgeschlagene Bohrloch im Golf von Mexiko ist versiegelt, doch die Schäden sind immens: Der Kampf gegen die schwerste Ölkatastrophe in der amerikanischen Geschichte hat den britischen Konzern BP inzwischen 9,5 Milliarden Dollar gekostet. Zu den bisherigen Aufwendungen für Arbeiten am Bohrloch und die Beseitigung der Umweltschäden kommen weitere 20 Milliarden Dollar für Entschädigungen auf BP zu.

Wie BP mitteilte, habe der 20-Milliarden-Sonderfonds für Entschädigungen von Fischern, Hoteliers und Einzelhändlern an der US-Südküste inzwischen 19.000 Anträgen stattgegeben und insgesamt 240 Millionen Dollar ausgezahlt. Die restlichen Zahlungen werden sich über die kommenden dreieinhalb Jahre verteilen. Die Auszahlungen seien deutlich angestiegen, seitdem BP die Verantwortung für den Fonds an einen unabhängigen Verwalter übertragen habe.

Fünf Monate nach der Explosion und dem Untergang der Bohrinsel "Deepwater Horizon" war es BP am Wochenende gelungen, die sprudelnde Ölquelle endgültig mit einem Zementpfropfen zu versiegeln. 780 Millionen Liter Rohöl waren in den 87 Tagen seit dem 20. April ins Meer geflossen.

Katastrophe nicht vorbei

Der Sonderbeauftragte der US-Regierung, Admiral Thad Allen, sagte, die Quelle sei "tatsächlich tot", doch der Fall ist allein mit der Versiegelung noch lange nicht abgeschlossen. Über 25.000 Menschen, darunter viele freiwillige Helfer, seien mit Säuberungs- und Aufräumarbeiten beschäftigt. Diese Arbeiten dürften noch weit in den Herbst andauern. Große Teile der US-Golfküste wurden durch das Öl verseucht, etwa 900 Kilometer Küste müssen noch gesäubert werden. Zeitweise war in etwa einem Drittel der amerikanischen Küstenregion der Fischfang verboten.

Die genaue Unglücksursache ist noch nicht bekannt. Die ermittelnden US-Behörden müssen vor allem klären, warum ein Sicherheitsventil versagte, das ein Austreten des Öls verhindern sollte. US-Medien hatten immer wieder über Schlamperei und schwere Versäumnisse auf der Bohrinsel berichtet.

US-Präsident Barack Obama hatte von Beginn an klargestellt, dass BP die Verantwortung trägt, doch auch er wurde kritisiert, zu hilflos und unentschlossen vorzugehen. Die US-Medien hatten zudem die engen Beziehungen der Öl-Aufsichtsbehörde zur Ölindustrie angeprangert.

Die Katastrophe hatte BP teilweise an den Rand des Abgrundes gebracht, die Ölpest beschädigte das Image des Konzerns und er büßte etwa 70 Milliarden Dollar an Marktwert ein. Die Nachricht über die Versiegelung der Ölquelle und die Bezifferung der bisherigen Schadenssumme gab der BP-Aktie wieder Auftrieb - sie legte um 1,7 Prozent zu.

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