Öl- und Gaspreis-Explosion:Angst vor weltweiter Rezession

Steigende Energiepreise haben am Wochenende weltweit die Angst vor einem Abschwung genährt. Verbraucherschützer und Politiker befürchten einen Anstieg der Gaspreise um 40 Prozent. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos forderte eine Abkehr von Öl und Gas.

Michael Bauchmüller

Steigende Energiepreise haben am Wochenende weltweit die Angst vor einem Abschwung genährt. Am Rande eines Treffens in Japan zeigten sich die Energieminister der führenden Industriestaaten besorgt über den hohen Ölpreis. Er war am Freitag um knapp elf Dollar auf 139 Dollar je Barrel gestiegen. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) forderte eine Abkehr von Öl und Gas.

Steigende Energiepreise haben am Wochenende weltweit die Angst vor einem Abschwung genährt. Am Rande eines Treffens in Japan zeigten sich die Energieminister der führenden Industriestaaten besorgt über den hohen Ölpreis. Er war am Freitag um knapp elf Dollar auf 139 Dollar je Barrel gestiegen. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) forderte eine Abkehr von Öl und Gas.

Eine Erdölförderstelle in Mecklenburg-Vorpommern: Die bisherige Kopplung zwischen Öl und Gas steht in Frage.

(Foto: Foto: ddp)

Japans Wirtschaftsminister Akira Amari bezeichnete das Preisniveau am Sonntag als "anormal". Sollte gegen die Lage nichts unternommen werden, "könnte dies eine Rezession der globalen Wirtschaft bewirken". Nach einem kurzen Rückgang der Preise war der Preis der US-Sorte WTI am Freitag so stark angestiegen wie nie zuvor. Experten führten das vor allem auf die Stärke des Euro zurück.

Das Thema beherrschte das Treffen der Energieminister der acht führenden Industriestaaten im japanischen Aomori. Allerdings vereinbarten sie keine konkreten Schritte gegen die hohen Preise für Öl und Gas. Stattdessen wollen sie ihren Erfahrungsaustausch verbessern, insbesondere über den Ausbau erneuerbarer Energien und über Chancen, mehr Strom und Wärme einzusparen. An dem Treffen hatten auch die wichtigsten Schwellenländer teilgenommen; aus Deutschland war Wirtschafts-Staatssekretär Jochen Homann angereist.

Unterdessen wächst in Deutschland die Sorge vor einem teuren Winter. Denn mit sechsmonatiger Verzögerung ziehen auch die Gaspreise nach; sie sind in den allermeisten Verträgen an den Ölpreis gekoppelt. Nach Auffassung von Michael Müller (SPD), Staatssekretär im Bundesumweltministerium, könnten die Gaspreise im Herbst noch einmal um 40 Prozent steigen.

"Wenn man die Entwicklung des Ölpreises zugrunde legt, muss man von einer solchen Preissteigerung ausgehen", sagte Müller. Die bislang übliche Kopplung zwischen Öl und Gas müsse deshalb hinterfragt werden.

"Wir müssen uns unabhängiger von Gas aus dem Ausland machen"

Auch Verbraucherschützer rechnen mit einem weiteren Anstieg. "Dass es im Herbst noch einmal um mindestens 25 Prozent hochgeht, ist sicher", sagte Holger Krawinkel, Energieexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Erst kürzlich hatten zahlreiche Gasversorger angekündigt, ihre Preise anzuheben, nach Branchenangaben im Schnitt um gut acht Prozent. "Das Problem lässt sich nur lösen, wenn man sich von den Energieträgern unabhängig macht", sagte Krawinkel. So seien immer noch zu viele Gebäude zu schlecht gedämmt.

Ähnlich äußerte sich Bundeswirtschaftsminister Glos. "Wir müssen uns unabhängiger von Gaslieferungen aus dem Ausland machen", sagte Glos der Süddeutschen Zeitung. "Nur so können wir unsere Verhandlungsposition gegenüber Gas produzierenden Ländern verbessern." Deutschland bezieht sein Gas im Wesentlichen aus Russland, Norwegen und den Niederlanden. Nötig sei ein effizienterer Umgang mit Energie und der Ausbau von Ökoenergien, aber auch die Kernkraft, forderte Glos.

Umstritten bleibt, ob und wie sich Mehrkosten für ärmere Haushalte auffangen lassen. SPD-Politiker forderten am Wochenende die Einführung von "Sozialtarifen". Sie sollen sozial Schwachen günstigere Preise für Strom und Gas garantieren. Die FDP wandte sich strikt dagegen. Während Arme so entlastet würden, "können Normalverdiener einmal mehr sehen, wie sie zurechtkommen", sagte die Energiepolitikerin Gudrun Kopp.

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