Ökonomie:Interessant, der Kaffee wird teurer

Ökonomie: Nakamura erforscht, wie Inflation und Konjunktur zusammenhängen.

Nakamura erforscht, wie Inflation und Konjunktur zusammenhängen.

(Foto: Berkeley Economics/OH)

Die Ökonomin Emi Nakamura bekommt die prestigeträchtige Clark-Medaille.

Von Bastian Brinkmann

Es gibt wohl nicht viele Menschen, die begeistert von alten Aktenschränken erzählen können, aber Emi Nakamura ist eine von ihnen. Sie entdeckte in den Archiven der amerikanischen Statistikbehörde Mikrofilme, auf denen die Daten über Preise gespeichert waren, aus denen die US-Inflationsrate der späten Siebzigerjahre berechnet wurde. Die Mikrofilme zeigen etwa, in welchen Supermärkten in den USA 1978 Kaffeepulver teurer geworden ist und um wie viel Cent.

Aufregend! Zumindest wenn man wie Nakamura der Frage nachgeht, wie die Inflation eine Volkswirtschaft beeinflussen kann. Kaufen Menschen weniger Kaffee, wenn die Preise steigen, warten sie auf Rabatte oder steigen sie um auf Tee? Wie reagieren darauf wiederum die Kaffeehersteller? Und was bedeutetet das für die gesamte Konjunktur? Um Antworten zu finden, hilft es, historische Daten zu erschließen und mit den Entwicklungen der Wirtschaft ins Verhältnis zu setzen. Es hilft sogar so sehr, dass die American Economic Association nun Emi Nakamura mit der Clark-Medaille ausgezeichnet hat. Der Preis ist recht prestigeträchtig: Viele der ausgezeichneten Ökonomen haben später den Wirtschaftsnobelpreis der schwedischen Zentralbank bekommen, frühere Träger sind Milton Friedman, James Tobin und Joseph Stiglitz. Die Medaille kann nur an Ökonomen in den USA vergeben werden, die jünger als 40 Jahre sind.

Die Mikrofilme, die Nakamura entdeckt hatte, waren so alt, dass es zunächst überhaupt keine Möglichkeit gab, sie auszulesen. Sie und Jón Steinsson - ihr Partner und Ko-Autor vieler Forschungspapiere - fanden keine Maschinen, die dazu in der Lage gewesen wären. Lesegeräte mussten erst umgebaut werden, damit sie die Informationen von den Bändern nutzen konnten. Der Umgang mit volkswirtschaftlichen Datenmengen ist bei Nakamura ein Familienunternehmen, auch ihre Mutter und ihr Vater sind empirisch arbeitende Ökonomen und haben sie geprägt.

Nakamura hat ihre Doktorarbeit in Harvard geschrieben, dann wurde sie Professorin an der Columbia University, seit 2018 arbeiten sie und Steinsson in Berkeley. Nakamura ist außerdem eine der stellvertretenden Chefredakteurinnen des American Economic Review, das ist eine der wichtigsten Wissenschaftszeitschriften, in denen Ökonomen publizieren müssen, wenn sie Karriere machen wollen. Das hat Nakamura schon erledigt.

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