Öffentlicher Rüffel für Wiedeking:Die Methode Piëch

Es ist ein langsames Sezieren des noch amtierenden Porsche-Chefs: Wendelin Wiedeking genieße "zurzeit" noch sein Vertrauen, sagt VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch.

Der Patriarch hat gesprochen. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking genieße "zurzeit" noch sein Vertrauen, sagte VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch am Rande der Präsentation des neuen VW Polo auf Sardinien. Der Porsche-Chef sei persönlich bemüht, "den Reifendefekt rückgängig zu machen", schob Piëch, der auch im Porsche-Kontrollgremium sitzt, nach.

Piech, Wiedeking, AP, dpa

Der Volkswagen-Patriarch Ferdinand Piëch (links) hat gesprochen: Porsche-Chef Wendelin Wiedeking genieße "zurzeit" sein Vertrauen.

(Foto: Foto: dpa, AP)

Ein Blick auf die Geschichte zeigt: Wenn Piëch sich öffentlich zur Arbeit noch amtierender Vorstandschefs äußert, verheißt das selten Gutes.

Der Eklat war da, Pischetsrieder wenig später weg

Erleben musste das bereits der ehemalige VW-Chef Bernd Pischetsrieder. Als sein Vertrag im Frühjahr 2006 zur Verlängerung anstand, sagte sein einstiger "Ziehvater" Piëch in einem Interview, die Vertragsverlängerung könnte noch am Veto der Arbeitnehmer scheitern. Der Eklat war da, erst wenige Stunden vor der Hauptversammlung einigte sich der Aufsichtsrat darauf, Pischetsrieder weiter zu beschäftigen. Gekittet wurde der Riss allerdings nicht - nur ein halbes Jahr später setzte sich Piëch, der die öffentliche Demontage Pischetsrieders ins Rollen gebracht hatte, doch noch durch. Pischetsrieder musste zum Jahresende 2006 den Vorstandsposten bei Europas größtem Autohersteller abgeben.

Wiederholt sich nun die Geschichte? Ist auch Porsche-Chef Wiedeking nur noch ein Chef auf Zeit?

Piëch jedenfalls hat nun den Hoffnungen Wiedekings auf eine Fusion unter Gleichen einen deutlichen Dämpfer verpasst. Der hochverschuldete Sportwagenhersteller müsse zunächst seine Finanzprobleme in den Griff bekommen, sagte Piëch. "Volkswagen wird das nicht tun."

Für Volkswagen sei derzeit Martin Winterkorn der bessere Vorstandschef, betonte Piëch. "Für Porsche war Wiedeking der bessere - die 15 Jahre", fügte er hinzu. Es stehe nicht an, Wiedeking als Porsche-Chef abzulösen. Er könne sich aber auch nicht vorstellen, dass Wiedeking Porsche-Markenvorstand im VW-Konzern werden wolle. "Er müsste sehr weit runtersteigen und ein Rollenwechsel müsste stattfinden: vom Durchmarschierer zur Demut."

Auch über den Porsche-Finanzvorstand Holger Härter hat sich Piëch bereits ein Urteil gebildet. Er verglich Härter mit VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch. "Ich bin überzeugt, Herr Pötsch ist kreditfähiger", sagte Piëch. Porsche habe die Banken stark vergrätzt. Das Unternehmen habe sich viel Geld zu niedrigen Zinsen geliehen und es zu hohen Zinsen angelegt, statt dafür VW-Aktien zu kaufen. "Das vergessen die Banken nicht", sagte Piëch. Je näher für Porsche der nächste Kredittermin gekommen sei, desto enger sei es geworden.

Vor einer möglichen Fusion sei eine schnelle Lösung der Finanzprobleme von Porsche nötig, sagte Piëch. "Der Schaden wird größer, wenn nicht kurzfristig gehandelt wird." Für den Stuttgarter Autohersteller sei es im Augenblick aber schwer, Geld aufzutreiben. VW dagegen komme derzeit leichter an Kredite. Daher sei auch eine Übernahme und anschließende Integration von Porsche bei VW denkbar. "Das ist eine der Lösungen. Favorisiert ist, was schnell und schmerzarm geht."

Vorteil Wolfsburg

Gleichzeitig stellte Piëch jedoch klar, die Rechte des Landes Niedersachsen als Großaktionär, etwa das VW-Gesetz, nicht antasten zu wollen. Nach einem Zusammenschluss der Volkswagen AG mit Porsche werde der Unternehmenssitz Wolfsburg sein. "Das ist seit sechs Wochen nicht mehr strittig", sagte Piëch. Auch der Volkswagen-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn sagte in Olbia: "Ich gehe davon aus, dass die Volkswagen-Zentrale in Wolfsburg bleibt."

Dem möglichen Einstieg eines dritten Investors bei Volkswagen erteilte Piëch zunächst eine Absage. "Ich kann mir keine guten Bedingungen für VW und Porsche erwarten, wenn da ein Dritter dazukommt." Zunächst müssten die akuten Probleme gelöst werden. Wenn dies erledigt sein, sei ein weiterer Investor natürlich willkommen.

Porsche hat sich bei seinen Plänen für eine Übernahme von VW verhoben. Der Sportwagenhersteller schiebt einen hohen Schuldenberg von mindestens neun Milliarden Euro vor sich her. Auch dazu äußerte sich Piëch. Ihm selbst sei es als Porsche-Aufsichtsrat nicht gelungen, sich Klarheit über die Höhe die Risiken aus den Optionsgeschäften zu verschaffen. "Ich weiß nicht, wie hoch diese Risiken sind", versicherte Piëch.

Piëch stellte wiederholt klar, dass der geplante Zusammenschluss von VW und Porsche nicht zu Lasten von Volkswagen gehen dürfe. "VW zahlt nur so viel, wie es an Gegenwert bekommt", betonte er mit Blick auf einen möglichen Ankauf des Autogeschäftes von Porsche durch den größeren Autokonzern. "Elf Milliarden ist sicher ein paar Milliarden zu hoch gegriffen", fügte er als möglichen Preis hinzu.

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