Öffentlicher Dienst:Warnstreiks führen zu Hunderten Flugausfällen

Hunderte Annullierungen an mehr als zehn Flughäfen bundesweit: Die Gewerkschaft Verdi weitet die Warnstreiks im öffentlichen Dienst aus. Vor der morgigen Verhandlungsrunde soll so der Druck auf die Arbeitgeber erhöht werden.

Im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes hat die Gewerkschaft Verdi die seit Tagen andauernden Warnstreiks auf die größten deutschen Flughäfen ausgeweitet. Aufgerufen zu dem mehrstündigen Ausstand sind die Mitarbeiter in der Flugabfertigung. Hunderte Flüge wurden annulliert. Die Lufthansa hat eine Liste mit den gestrichenen Flügen auf ihrer Homepage veröffentlicht.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich kritisierte die Ausweitung der Streiks auf Flughäfen als "unangemessene Reaktion". "Da wir ein substanzielles Angebot gemacht haben, ist es ungerechtfertigt, die Bevölkerung jetzt mit diesen Streiks zu malträtieren", sagte der CSU-Politiker der Rheinischen Post. Welche Rechte haben Passagiere bei streikbedingten Flugausfällen? Hier finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten.

Darüber hinaus sind die Beschäftigten in Kommunen und Einrichtungen des Bundes in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und in Hamburg zum Warnstreik aufgerufen. Verdi will damit den Druck auf die öffentlichen Arbeitgeber in der laufenden Tarifrunde verstärken.

Mehr als 400 gestrichene Flüge allein in Frankfurt am Main

Zu den Arbeitsniederlegungen waren Beschäftigte an den Airports Frankfurt, Köln/Bonn, Düsseldorf, München, Bremen, Hannover, Münster-Osnabrück, Dortmund und Stuttgart aufgerufen. Auch in Berlin wird gestreikt. Die Auswirkungen der Warnstreiks im Überblick:

[] Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main traten die Angestellten von fünf Uhr an in den Ausstand. Wie ein Flughafensprecher sagte, hat die Lufthansa wegen des Ausstands 426 Flüge von und nach Frankfurt gestrichen. Den gesamten Vormittag über fallen reihenweise Flüge aus.

[] In Nordrhein-Westfalen legten nach Gewerkschaftsangaben an den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn mehrere hundert Mitarbeiter ihre Arbeit nieder. Auch die Airpots Dortmund und Münster/Osnabrück waren betroffen.

[] In München sind die Angestellten der Flughafen München GmbH und der Abfertigungstochter Aeroground zum Warnstreik aufgerufen. Die Arbeitsniederlegung sollte bis zwölf Uhr dauern. Die meisten Maschinen werden in München nach Angaben von Verdi gar nicht oder nur verspätet starten. "In München sind rund 80 Flüge betroffen, mehrheitlich Verbindungen innerhalb Deutschlands oder nach Europa", sagte ein Flughafensprecher.

[] An den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld kommt ein Streik der Mitarbeiter des Bodendienstleisters Globeground hinzu, der weitere Annullierungen zur Folge hat. Inhaltlich hat dieser Tarifstreit nichts mit den Verhandlungen im öffentlichen Dienst zu tun. Dennoch fielen am drittgrößten deutschen Luftverkehrsstandort laut Betreiber etwa 90 der insgesamt knapp 700 Starts und Landungen aus, 84 davon in Tegel.

[] In Rheinland-Pfalz ist der Nahverkehr betroffen. In Mainz, Kaiserslautern, Pirmasens, Trier und weiteren Städten blieben die Straßenbahnen und Busse in den Depots, wie ein Verdi-Sprecher sagte. Gestreikt werde auch in Kindergärten in Mainz und Ludwigshafen, außerdem in Rathäusern, Kliniken, Arbeitsämtern, Sparkassen, Stadtwerken sowie Wasser- und Schifffahrtsämtern.

[] Im Saarland tritt die Müllabfuhr in Saarbrücken in einen ganztägigen Streik. Auch Müllwerker in anderen großen Städten legen die Arbeit nieder. Bestreikt werden unter anderem Bürgerämter, Kindergärten, Krankenhäuser, das Staatstheater und die Müllverbrennungsanlage Velsen in Saarbrücken. Auf einer Kundgebung auf dem Tbilisser Platz (Tifliser Platz) in Saarbrücken soll am Mittag der Bundesvorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, zu den Streikenden sprechen.

Mit den Arbeitsniederlegungen will Verdi in der laufenden Tarifrunde im öffentlichen Dienst der Forderung nach 6,5 Prozent mehr Gehalt für die rund zwei Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen durchsetzen. Die Arbeitgeber bieten derzeit 3,3 Prozent mehr Geld für zwei Jahre.

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