Süddeutsche Zeitung

Öffentlicher Dienst:Verdi ruft zu Warnstreiks in drei Bundesländern auf

Kitas und Ämter bleiben geschlossen, Busse und Bahnen in den Depots: Zwei Tage vor der entscheidenden Verhandlungsrunde hat Verdi eine neue Warnstreikwelle im öffentlichen Dienst gestartet. Drei Bundesländer sind betroffen.

Zwei Tage vor der nächsten Tarifverhandlungsrunde in Potsdam hat die Gewerkschaft Verdi die Woche mit weiteren Warnstreiks im öffentlichen Dienst begonnen. Städte und Regionen in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sind betroffen. Staatsbedienstete von Verkehrsbetrieben, Straßenreinigung, Müllabfuhr, Krankenhäusern, Kindergärten und Ämtern traten in einen ganztägigen Ausstand.

Verdi-Chef Frank Bsirske sieht die Chancen für eine Tarifeinigung ohne Streik "50 zu 50". Ohne vernünftiges Angebot seien Urabstimmung und Streik wahrscheinlich, sagte Bsirske der in Hannover erscheinenden Neuen Presse. Sollte es zum Streik kommen, wolle Verdi "die Beeinträchtigungen für die Bürger möglichst in Grenzen halten". Denn von ihnen werde "das Gefühl tief empfundener Ungerechtigkeit breit geteilt. Viele finden gut, dass wir uns wehren und wünschen uns Erfolg", sagte Bsirske. Arbeitgeber sollten getroffen werden, nicht die Bürger.

In Stuttgart, Karlsruhe, Baden-Baden, Ulm und Esslingen sollen keine Busse und Straßenbahnen fahren. "Um drei Uhr waren die Ersten an den Depots, haben Streikplakate aufgehängt und die Schranken runtergemacht", sagte Verdi-Sprecherin Ursula Schorlepp. Die Bodensee-Fähre zwischen Konstanz und Meersburg soll den ganzen Tag nicht verkehren.

Auch die Beschäftigten des Wasser- und Schifffahrtsamtes, der Arbeitsagenturen, der Bundesbank und der Stadtwerke sind zum Warnstreik aufgerufen. Allein in Baden-Württemberg rechnet Verdi mit mehr als 10.000 Streikenden. Von den Warnstreiks erhoffe man sich "ein Angebot, das den Namen auch verdient", sagte Schorlepp.

In Schleswig-Holstein sind Stadtwerke, Versorgungsbetriebe und Verwaltungen betroffen, aber auch Krankenhäuser und Altenheime. In mehreren Städten, darunter Kiel und Neumünster, sollen heute Kitas geschlossen bleiben. "Die Kollegen wollen den Arbeitgebern zeigen, dass die ihr Angebot deutlich verbessern müssen", sagte ein Gewerkschaftssprecher. Gegen Mittag werden in der Landeshauptstadt 8000 Teilnehmer zu einer Demonstration erwartet.

In Mecklenburg-Vorpommern sind die Beschäftigten in zahlreichen Kitas, Jobcentern und Ämtern aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. In Schwerin ist eine zentrale Kundgebung geplant. In Rostock werden unter anderem die Stadtverwaltung und die Bundeswehr ganztägig bestreikt. Am Ausstand beteiligen wollen sich auch die Verwaltungen der Städte Greifswald, Neustrelitz und Wolgast sowie Sparkassenbeschäftigte und Mitarbeiter des Kreiskrankenhauses in Demmin. Die 19 kommunalen Kitas in Schwerin bleiben bis elf Uhr geschlossen.

Die Gewerkschaft fordert für die rund zwei Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst 6,5 Prozent mehr Geld, mindestens 200 Euro. Die Arbeitgeber haben bisher 3,3 Prozent auf zwei Jahre sowie eine Einmalzahlung angeboten. Am Mittwoch treffen sich beide Tarifparteien in Potsdam zur entscheidenden Verhandlungsrunde.

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