OECD: Konjunkturbericht:Deutsche Wirtschaft berappelt sich

Ermutigendes Signal aus Paris: Die OECD macht Deutschland Mut. Mit der Konjunktur gehe es kontinuierlich aufwärts, im zweiten Quartal werde die Wirtschaft kräftig wachsen.

Die deutsche Wirtschaft hat nach Einschätzung der OECD das Schlimmste überstanden. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde im zweiten Quartal 2010 um 2,8 Prozent steigen, schreibt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem Konjunktur-Zwischenbericht für sieben große Industriestaaten.

Nach einem kräftigen Schub im Januar, blieb im Februar der erwartete Rückschlag bei den Auftragseingängen der deutschen Industrie aus. Die Industrie hielt nach Ministeriumsangaben ihr Auftragsniveau preis- und saisonbereinigt. Auch der deutsche Mittelstand hat die Wintertristesse überwunden und startet mit Zuversicht in den Frühling. Im März beurteilten die Unternehmen sowohl ihre aktuelle Lage als auch ihre Geschäftserwartungen weit besser als im Vormonat.

Harter Winter

Auch die Arbeitslosigkeit in der Eurozone könne bereits ihren Höhepunkt erreicht haben, sagte der OECD-Chefökonom Pier Carlo Padoan.

In Deutschland, Frankreich und Italien gehe es langsam aber kontinuierlich aufwärts. Das Wachstum dürfte sich im zweiten Quartal von 0,9 auf 1,9 Prozent beschleunigen. Ende 2009 hatte es bei 0,4 Prozent gelegen. In Deutschland sank die Wirtschaftsleistung wegen des harten Winters im ersten Quartal 2010 um 0,4 Prozent, nachdem sie im Schlussquartal 2009 noch stagniert hatte.

Auch in der Eurozone blieb das BIP im vierten Quartal 2009 im Vergleich zu den drei Vormonaten unverändert, teilte die europäische Statistikbehörde Eurostat mit.

Damit nahm Eurostat eine Schätzung von März um 0,1 Punkte zurück. Nach mehreren Quartalen mit negativen Vorzeichen hatte die Wirtschaft des Euroraums den Sprung aus der Rezession erst im dritten Quartal geschafft - mit einem Wachstum von 0,4 Prozent. Im Krisenjahr 2009 schrumpfte die Wirtschaft im Euroraum um 4,1 Prozent.

Banken bleiben anfällig

Die OECD sehe zudem "einige ermutigende Anzeichen für stärkere Wirtschaftstätigkeit". Die Finanzmärkte verhinderten jedoch weiterhin eine schnelle Erholung der Weltwirtschaft. "Trotz ihrer verbesserten Kapitalausstattung bleiben die Banken anfällig für Kreditausfälle und Zinsrisiken", sagte Padoan.

Der Aufschwung in Nordamerika, Teilen Europas und Japan vom Jahresende 2009 schwäche sich im ersten Halbjahr 2010 ab. Der Aufschwung bleibe "zerbrechlich", der Arbeitsmarkt anfällig und von den Finanzmärkten könne es weiterhin Gegenwind für die Weltwirtschaft geben. Daher sei es wichtig, die Wirtschaftshilfen nicht allzu abrupt zu beenden, betonte Padoan.

Wegen der immer stärkeren Verschuldung sei in vielen Staaten eine klar kommunizierte, ehrgeizige steuerliche Konsolidierungspolitik nötig.

Schwache Nachfrage der Haushalte und Unternehmen

Für die USA schätzt die OECD die Lage etwas optimistischer ein als für Europa und Japan. Die Arbeitslosigkeit in den USA und Japan gehe zurück. Die US-Wirtschaft werde im zweiten Quartal mit 2,3 Prozent fast so schnell wachsen wie im ersten Quartal mit 2,4 Prozent. Im Schlussquartal 2009 waren allerdings noch 5,6 Prozent erreicht worden.

Das knappe Kreditangebot bremse die Nachfrage der Unternehmen und Haushalte. Für Japan wird im zweiten Quartal eine Beschleunigung des Wachstums von 1,1 auf 2,3 Prozent erwartet, deutlich weniger als die 3,8 Prozent im Schlussquartal 2009.

Nach Ansicht des Ökonoms Robert Shiller sind zur Unterstützung der US-Wirtschaft weitere Konjunkturprogramme nötig. "Wir müssen bereit sein, mehr zu tun, weil die Lage noch fragil ist", sagte Shiller dem Handelsblatt. "Ich habe keine feste Zahl im Kopf, aber ich bin schon der Überzeugung, dass wir noch mal etwas Großes benötigen." Das erste Konjunkturpaket der US-Regierung belief sich auf 800 Milliarden Dollar. Shiller warnte, die Krise sei noch nicht vorbei.

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