Nulltarif-Gebiss:Der "Fielmann der Zahnärzte" öffnet erste Praxis

In 80-ern bewarb die Optiker-Kette Fielmann ihre "Nulltarif-Brille". Mit einem ganz ähnlichen Konzept geht nun die McZahn AG an den Start.

McZahn verspricht "Zahnersatz zum Nulltarif". Konkurrenzlos billige Import-Implantate aus China sollen es möglich machen. Die erste von bundesweit 400 Discount-Praxen will McZahn am Donnerstag in Krefeld eröffnen.

Nulltarif-Gebiss: Zahntechnikerin arbeitet an einem Gebiss-Modell.

Zahntechnikerin arbeitet an einem Gebiss-Modell.

(Foto: Foto: dpa)

Derweil kritisieren Ärztevertreter die McZahn-Versprechen, Zahntechniker halten das Franchise-System von McZahn sogar für rechtlich bedenklich.

"An unseren Preis kommt keiner ran", verspricht McZahn-Gründer Werner Brandenbusch, 54-jähriger Unternehmer aus dem niederrheinischen Willich.

Billiger chinesischer Zahnersatz

Sein Vorteil seien die extremen Niedrigpreise für Zahnersatz made in China: Die Preise für chinesischen Zahnersatz seien im Vergleich zu deutschen Produkten derart niedrig, dass McZahn allein mit den Zuschüssen der gesetzlichen Krankenkassen auskomme und Regelleistungen zum Nulltarif anbieten könne.

"Die Chinesen sind nun mal bereit, 16 Stunden am Tag zu arbeiten, und das sieben Tage pro Woche", sagt Brandenbusch.

Kritik an seiner Billig-Strategie will er nicht gelten lassen: "Wir sind doch das einzige Unternehmen, das wirklich was für die Kostendämpfung im Gesundheitssystem tut."

"Reine Handwerkskunst"

Die Qualität seines Zahnersatzes verteidigt der McZahn-Gründer vehement: "Die Herstellung ist ja keine Schwarze Magie, sondern reine Handwerkskunst, die die Chinesen hervorragend beherrschen", sagt Brandenbusch, der Journalisten den Beinamen "Fielmann der Zahnärzte" verdankt.

400 eigene Praxen "in bester Lage" will Brandenbusch bis 2009 eröffnen, die größten mit drei Ärzten und acht Behandlungsstühlen.

Noch keinen Cent in Werbung gesteckt

Bis zum Jahresende sollen es bis zu 30 Praxen sein. "Und einige sind bereits für drei oder vier Wochen ausgebucht, obwohl sie noch gar nicht geöffnet haben", sagt der McZahn-Chef. Dabei habe sein Unternehmen noch keinen Cent in Werbung gesteckt.

Der "Fielmann der Zahnärzte" öffnet erste Praxis

Wie sein Vorbild McDonald's will auch Brandenbusch sämtliche Geschäftsräume im Einheitsdesign gestalten, um wiedererkennbar zu sein. "Dass die Kunden bei unserem Namen und unserem Konzept an McDonald's denken, gefällt mir. Deren Restaurants sind schließlich immer voll", meint Brandenbusch.

"Dentalmarkt schon jetzt aufgemischt"

Bundesweit 4.000 Arbeitsplätze sollen entstehen, wenn der Expansionsplan aufgeht. "Und ich kann kein Risiko erkennen", sagt der Unternehmer selbstbewusst. "Mit unseren Plänen haben wir den Dentalmarkt schon jetzt aufgemischt."

"Da werden einige ziemlich enttäuscht sein" Doch schon vor der ersten Praxis-Eröffnung stößt die McZahn-Marketingstrategie auf Kritik: "Bei komplizierteren Behandlungen wird McZahn seinen Patienten erklären müssen, dass sie sehr wohl zuzahlen müssen. Und das sind Gespräche, bei denen ich nicht dabei sein möchte. Da werden einige ziemlich enttäuscht sein", sagt Peter Dierks, Direktor der nordrheinischen Zahnärztekammer.

Zahntechniker-Innung skeptisch

Die Zahntechniker-Innung im Raum Düsseldorf geht sogar davon aus, dass McZahn sein Nulltarif-Versprechen nur bei fünf Prozent aller Arbeiten halten kann. Zudem operiere McZahn in seinen Franchise-Verträgen mit unrealistischen Umsatzprognosen.

"Letztlich sind die Ärzte bei McZahn gezwungen, bei der Behandlungszeit zu sparen." Ist der 400-Praxen-Plan dennoch realistisch? Auf keinen Fall, meint die kassenzahnärztliche Vereinigung Nordrhein.

"Jeder Zahnarzt, der sich mit diesem Franchise-Konzept beschäftigt, wird früher oder später merken, dass er sich auf ganz dünnes Eis begibt. Gerade, was seine wirtschaftliche Zukunft angeht", prophezeit Hauptgeschäftsführer Rolf Hehemann.

"Rechtlich äußerst bedenklich"

Für den Verband Deutscher Zahntechniker Innungen (VDZI) sind Franchise-Systeme in Heilberufen sogar "rechtlich äußerst bedenklich": Der Zahnarzt erhalte ökonomische Anreize, sich an den Renditezielen der McZahn-Aktionäre zu orientieren - Anreize, die seinem Berufsethos entgegenstünden.

So rücke der Verkauf von Prothetik für den Zahnarzt in den Vordergrund, warnt der VDZI.

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