Nürnberger:Umstrittenes Abwerben

Mit einer aggressiven Abwerbeaktion bei Kunden anderer Versicherer versucht die Nürnberger Versicherungsgruppe, ihren Bestand in der Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) auszubauen. Damit sichern sich Berufstätige gegen den Verlust der Arbeitskraft ab. Vertreter und Makler erhalten von der Nürnberger die volle Provision für diese sogenannte Umdeckung. Der Kunde zahlt mit seiner Prämie also zweimal die Abschlusskosten: einmal für den Originalvertrag, dann für den neuen bei der Nürnberger. Das kostet ihn jeweils 1 000 Euro bis 4 000 Euro, je nach Alter, Beruf und Höhe der Absicherung.

Konkurrenten sind empört. Die Nürnberger wolle sich einfach an Vertriebsleistungen anderer Versicherer hängen, sagte ein Kritiker. Schließlich sei der Kunde vom ersten Vermittler überzeugt worden, eine BU-Police abzuschließen. Umdeckungsaktionen gibt es immer wieder, sie sind aber gerade in der Lebens- und Krankenversicherung verpönt - auch weil sie die Kosten für Kunden kräftig nach oben treiben.

Ein Nürnberger-Sprecher rechtfertigte die Aktion: "Wir bieten hier Menschen mit bestehenden BU-Verträgen die Möglichkeit, auf einen Vertrag mit besseren Konditionen umzusteigen." Das könne eine längere Laufzeit sein - mit dem Endalter 67 statt 62. "Oder bestehende Zuschläge entfallen", sagte er. "Und der Kunde zahlt niedrigere Beiträge." Im Sinne einer kundenorientierten Beratung sollten selbstverständlich nur solche Verträge bearbeitet werden, "bei denen der Kunde trotz Provision erkennbare Vorteile in Leistung oder Preis erhält". Der Versicherer macht den Wechsel besonders leicht: Die Kunden müssen die komplexe Gesundheitsprüfung nicht mehr vollständig durchlaufen. Stattdessen akzeptiert das Unternehmen die Gesundheitserklärung, die der Kunde beim Vorversicherer abgegeben hat, und verlangt selbst nur eine stark vereinfachte Erklärung.

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