Novartis:Sparkurs in Basel

Der Pharmakonzern Novartis macht deutlich weniger Gewinn. Der Umsatz ging um fünf Prozent zurück. Nun müssen die Basler sparen. Ob dazu auch Stellenstreichungen gehören, ließ Konzernchef Joseph Jimenez am Mittwoch offen.

Von Charlotte Theile, Basel

"It's a wonderdrug." Für David Epstein, Leiter der Pharma-Division bei Novartis, ist kein Wort zu groß, um die Wirkung des Herz-Medikaments Entresto zu beschreiben. Ein Wunderheilmittel. Das Problem ist nur: Bisher verkauft sich der Stoff, von dem Epstein sagt, er würde die Sterblichkeitsrate deutlich reduzieren, nicht besonders gut. In den USA, wo Entresto seit einigen Monaten auf dem Markt ist, sind die Verkäufe hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Das ist einer der Gründe, weshalb das Basler Pharmaunternehmen an diesem Mittwoch Zahlen präsentieren muss, die man mit gutem Willen durchwachsen nennen kann.

Fest steht: Mit dem Ergebnis von 2015 ist das Unternehmen hinter den Erwartungen der Analysten zurückgeblieben. Der Umsatz ging um fünf Prozent zurück, auf 49,4 Milliarden Dollar. Der Reingewinn betrug 2015 etwas mehr als sieben Milliarden Dollar, ein Drittel weniger als im Vorjahr. Der Konzern macht auch den starken Franken für die Verluste verantwortlich. Novartis will nun mit einem Sparprogramm reagieren. Künftig sollen jedes Jahr eine Milliarde Dollar eingespart werden, bis zum Jahr 2020. Ob dazu auch Stellenstreichungen am Standort Basel gehören, ließ Konzernchef Joseph Jimenez am Mittwoch offen. Es werde immer wieder Verschiebungen und Kündigungen geben, insgesamt wolle Novartis aber "in fünf Jahren größer sein, als es jetzt ist".

Probleme machte dem Konzern auch die Augenheilsparte Alcon, die zum Teil zweistellige Verluste eingefahren hat. Als Konsequenz muss der bisherige Leiter Jeff George seinen Posten an Michael Ball abgeben. Ball war zuvor Chef des amerikanischen Pharma-Unternehmens Hospira. Außerdem wird ein Teil der Augenheilsparte unter die Verantwortung von Pharma-Chef David Epstein gestellt. Gleichzeitig plant Novartis, seine Investitionen 2016 gegenüber der ursprünglichen Planung um 200 Millionen Dollar zu erhöhen. Das Geld soll unter anderem in Werbung für Kontaktlinsen fließen.

Pharma-Chef David Epstein sagte der SZ, dass es zwar ein schwieriges Jahr für den Konzern gewesen sei, seine Division aber sehr gut dastehe. In den nächsten Jahren seien diverse neue Medikamente zu erwarten, etwa zur Behandlung von Brustkrebs. Und auch die "wonderdrug" Entresto gibt Epstein Anlass zur Hoffnung: Seit Januar 2016 ist das Medikament in Deutschland und der Schweiz zu haben, die ersten Zahlen seien "vielversprechend". Der Amerikaner Epstein gehört zu den bestbezahlten Managern des Konzerns. Konzernchef Jimenez hat 2015 ein Salär von 11,6 Millionen Schweizer Franken bezogen, eine Million weniger als noch 2014. Epstein, der sich sein Gehalt in US-Dollar auszahlen lässt, verdiente neun Millionen Dollar, das zweithöchste Gehalt der Firma.

In Deutschland ist Novartis vor allem mit den in Holzkirchen ansässigen Tochtergesellschaften Sandoz und Hexal aktiv. Hier erhofft man sich positive Effekte durch Biosimilars - biotechnologische Nachahmerprodukte von Medikamenten, die nicht den gleichen Wirkstoff haben wie das Original. Für 2016 rechnet Novartis mit einer Stagnation des Umsatzes. Grund ist auch der Verlust des Patentschutzes für Glivec, einem Medikament gegen Leukämie.

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