Novartis:Die Bewährungsprobe

Novartis: Ein prüfender Blick in die Petrischale. Sie gehört immer noch zur Grundausstattung von Laboren.

Ein prüfender Blick in die Petrischale. Sie gehört immer noch zur Grundausstattung von Laboren.

(Foto: Jonathan Drake/Bloomberg)

Der Novartis-Chef Joseph Jimenez verspricht Wachstum - aber erst für das Jahr 2018. Eine Tochter bereitet ihm besonders Sorge.

Von Elisabeth Dostert, Basel

Geduld ist eine harte Übung für Aktionäre. Die brauchen sie bei Novartis, einer der größten Pharmafirmen der Welt. Der Schweizer Konzern steckt immer noch im Umbau. Ende 2017 soll Novartis dann in die nächste Wachstumsphase eintreten, kündigte Vorstandschef Joseph Jimenez am Mittwoch in Basel an. Sein achtes Amtsjahr wird für ihn zur Bewährungsprobe.

Vieles hat Jimenez nach eigener Darstellung schon erledigt, zum Beispiel die Integration von Produktion und Entwicklung. Auch die stabilen Umsätze wertet Jimenez als Erfolg. Novartis sei es gelungen, die Umsatzverluste nach dem Auslaufen wichtiger Patente auszugleichen - allen voran endete der Schutz für das Leukämie-Mittel Glivec. Das Präparat Cosentyx gegen Schuppenflechte ist mittlerweile ein Blockbuster, heißt: die Erlöse übersteigen eine Milliarde Dollar. Das Herzmittel Entresto erfüllt die Erwartungen bei Weitem noch nicht. In den nächsten Jahren will Novartis viele neue Medikamente auf den Markt bringen, die "Pipeline" sei voll.

Die auf Augenheilkunde spezialisierte Tochter Alcon macht Verlust. Die gut 50 Milliarden Dollar teure Übernahme geht noch auf das Konto von Jimenez' Vorgänger Daniel Vasella. Das Geschäft mit Medikamenten wurde in die Pharmasparte von Novartis integriert. Bei Alcon geblieben ist das Geschäft mit Kontaktlinsen und chirurgischen Instrumenten mit zusammen 5,8 Milliarden Dollar Umsatz. Für Alcon gibt es mehrere Optionen - behalten, verkaufen oder Börsengang, über die Novartis bis Jahresende entscheiden will. Eine Trennung von der wertvollen Beteiligung am Schweizer Konkurrenten Roche ist nicht ausgeschlossen, Jimenez will auf bessere Aktienkurse warten. Dem eigenen kam am Mittwoch die Ankündigung zugute, dass Novartis eigene Papiere für bis zu fünf Milliarden Dollar zurückkaufen will.

Die Preisdruck auf die Pharmaindustrie wächst. In den nächsten Monaten will Jimenez US-Präsident Donald Trump treffen. Einen Termin gibt es noch nicht. Jimenez will sich nicht zu einzelnen Tweets äußern. In einem seiner Kurznachrichten hatte Trump die Pharmaindustrie als "Mörder" bezeichnet. Das Thema Preise sei nicht neu, sagt Jimenez, es habe nur im US-Wahlkampf an Brisanz gewonnen. Die USA sind der weltweit größte Markt für verschreibungspflichtige Medikamente. Er sei sich sicher, dass die Trump-Regierung den Wert von Innovationen und den wirtschaftlichen Beitrag der Pharmaindustrie verstehe, sagt Jimenez. Novartis stehe im Vergleich zur Konkurrenz besser da, auch dank der Tochter Sandoz, sie verkauft Medikamente, deren Patent ausgelaufen ist. 2017 werden sich die Erlöse voraussichtlich auf dem Vorjahresniveau bewegen, ebenso das operative Kernergebnis, möglicherweise werde es aber auch ein paar Prozentpunkte darunter liegen. 2016 sanken die Erlöse um zwei Prozent auf 48,5 Milliarden Dollar, das operative Ergebnis um acht Prozent auf 8,3 Milliarden Dollar und das operative Kernergebnis um sechs Prozent auf knapp 13 Milliarden Dollar. Das Kernergebnis ist keine offizielle Bilanzkennzahl, sondern eine hauseigene Größe, aus der einige Posten für immaterielle Vermögensgüter wie Software eliminiert wurden. Für Novartis ist es das Maß der operativen Stärke. Jimenez hat in den nächsten Monaten noch viel zu erklären - nicht nur in den Vereinigten Staaten.

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