Novartis:Aus kurz vor dem Ziel

FILE PHOTO: Logo is seen at new factory of Novartis in Stein

Das Logo des Pharmakonzerns Novartis auf einem Gebäude in Stein in der Schweiz.

(Foto: Arnd Wiegmann/REUTERS)

Der Schweizer Pharmakonzern stellt die Entwicklung des Asthma-Mittels Fevipiprant ein.

Von Elisabeth Dostert

Weltweit leiden nach Angaben der Weltgesundheitsbehörde (WHO) 235 Millionen Menschen unter Asthma. Es ist eine sehr "heterogene Erkrankung, die durch eine chronische Entzündung der Atemwege charakterisiert ist." So heißt es in der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL), die Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften herausgegeben haben.

Zu den Symptomen zählen Atemnot, pfeifende Atemgeräusche, Brustenge und Husten. Es ist ein großer Markt, das macht ihn interessant für Pharmaunternehmen. Die Hoffnung des Schweizer Pharmakonzerns Novartis, mit dem Medikament Fevipiprant einen Blockbuster, also ein Medikament mit einem Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde Dollar zu landen, hat sich nun zerschlagen. Novartis stelle die Entwicklung von Fevipiprant mangels Wirksamkeit ein, teilte der Konzern am Montag mit. Die Ergebnisse zweier Studien seien enttäuschend, wird John Tsai in einer Mitteilung zitiert. Er ist Chief Medical Officer und Mitglied der Geschäftsleitung, ein Posten, den Vas Narasimhan innehatte, bis er Anfang Februar 2018 Vorstandschef von Novartis wurde. Bereits im Oktober hatten zwei andere Studien nicht die erhofften Behandlungsergebnisse gezeigt. Noch im Mai hatte Narasimhan Fevipiprant als einen von fünf möglichen Blockbustern auf einem der für Novartis zentralen Therapiefeldern Atemwegserkrankungen genannt. Die Markteinführung war für 2021 angepeilt. Immerhin hatte es das Mittel schon in Phase III der klinischen Entwicklung geschafft. Bei guten Ergebnissen kann danach die Zulassung des Medikaments beantragt werden. Novartis macht wie für Pharmakonzerne üblich keine Angaben, wie viel Geld in die Entwicklung des Medikaments flossen. Nach Angaben des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (Vfa) dauert die Entwicklung eines neuen Medikaments im Schnitt mehr als 13 Jahre und kostet ein bis 1,6 Milliarden Dollar. Das sei eine Mischkalkulation aus gescheiterten und erfolgreichen Entwicklungen. Von knapp neun Medikamenten, die es in die klinischen Phasen schaffen, also mit Menschen getestet werden, schafft es laut Vfa nur eines in die Zulassung.

Bank-Vontobel-Analyst Stefan Schneider hatte Fevipiprant bis zu 1,2 Milliarden Dollar Jahresumsatz zugetraut. Die US-Bank JP Morgan belässt nach einem Bericht der Agentur dpa/AFX das Kursziel bei 82 Franken, setzte die Gewichtung aber auf "underweight". Mit Fevipiprant falle ein möglicher Kurstreiber für Novartis-Aktien weg, wird Analyst Richard Vosser zitiert. An der Schweizer Börse gingen die Papiere von Novartis ein halbes Prozent höher bei 91,68 Franken aus dem Handel.

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