Notfallplan für GM-Insolvenz:Guttenberg spielt Worst Case durch

Selbst Optimisten rechnen nicht mehr damit, dass General Motors die Insolvenz vermeiden kann. Dann würde die Regierung Opel mit direkten Kapitalhilfen stützen.

Wenn der taumelnde US-Autokonzern General Motors (GM) am Mittag seine Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres präsentiert, dann rechnen Experten mit weiteren Horrorbotschaften aus Detroit. Ein Minus von sieben Milliarden Dollar dürfte sich in den ersten drei Monaten des Jahres aufgetürmt haben - es wäre der achte Quartalsverlust von GM in Folge.

Opel, dpa

Die Bundesregierung hat einen Notfallplan für Opel entwickelt - falls die Muttergesellschaft General Motors in die Insolvenz gehen sollte.

(Foto: Foto: dpa)

Die Zahlen lassen Schlimmes befürchten, seit Wochen wird offen darüber spekuliert, den maroden Autohersteller in die Insolvenz zu schicken. Selbst Konzernchef Fritz Henderson kann sich einen Konkurs nach Chapter 11 des US-Insolvenzrechts vorstellen. Der Vorteil dabei: GM könnte den Geschäftsbetrieb erst einmal aufrechterhalten - ohne die Forderungen der Gläubiger zu bedienen.

Frist bis Ende Mai

Auch in Deutschland wird dieser Weg inzwischen als wahrscheinlich angesehen. Die Bundesregierung bereitet sich einem Zeitungsbericht zufolge auf eine Insolvenz des Opel-Mutterkonzerns vor. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) arbeite in Abstimmung mit dem Kanzleramt und dem Finanzministerium an einem Krisenplan, berichtete die Financial Times Deutschland (FTD) unter Berufung auf Regierungskreise. In diesem Fall seien auch kurzfristige Kapitalhilfen für Opel denkbar, um den Betrieb des deutschen Traditionskonzerns aufrechtzuerhalten. Intern rechne die Regierung damit, dass GM Ende Mai, Anfang Juni Gläubigerschutz beantragen müsse.

Bis zum 28. Mai hat die US-Regierung GM und seinen Gläubigern eine Frist gesetzt, um eine Lösung zu präsentieren. Die Bundesregierung hat sich grundsätzlich bereiterklärt, der GM-Tochter Opel mit Bürgschaften zu helfen, wenn der Konzern ein tragfähiges Konzept zur Rettung des Traditionsunternehmens vorlegt. Zwei Interessenten haben bislang Interesse an einem Einstieg bei Opel bekundet: Neben dem italienischen Autokonzern Fiat hat inzwischen nach SZ-Informationen auch der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna ein Konzept vorgelegt.

Unklar ist jedoch, wie viele Opel-Werke den Fiat-Plänen zufolge geschlossen werden müssen. Klar ist jedoch, dass der neue Eigner die Kapazitäten drastisch herunterfahren muss. So dürften die Italiener Zeitungsberichten zufolge einige Werke in Europa schließen. Dies sehe das Konzept "Project Phoenix" vor, das Fiat-Chef Sergio Marchionne in Berlin präsentiert habe, berichteten Handelsblatt und FTD.

Während das Handelsblatt berichtete, das Opel-Werk in Kaiserslautern könnte "potentiell von einer Schließung betroffen sein" und die Werke in Rüsselsheim und Bochum müssten verkleinert werden, war in dem anderen Bericht nicht von einer Werksschließung in Deutschland die Rede.

In drei Jahren an die Börse

"Es gibt zwei kleine Werksschließungen, einmal in England und in Polen", sagte Unternehmensberater Roland Berger, der im Fiat-Aufsichtsrat sitzt, der FTD. Der GM-Fabrik im britischen Luton drohe das Aus wie auch der Fabrik im polnischen Tychy, berichtete die Zeitung. "Es gibt keine Werksschließung in Kaiserslautern", wird Berger zitiert. Auch Fiat-Chef Marchionne hatte den Erhalt aller vier deutschen Werke zugesagt.

Berger sagte, Fiat plane, den neuen Bund aus Fiats Autosparte, GM Europa und dem Chrysler-Anteil innerhalb von drei Jahren an die Börse zu bringen. Fiat-Chef Marchionne sei in der Lage, bald ein Angebot vorzulegen. "Ich weiß aus Gesprächen mit Herrn Marchionne, dass er sich zutraut, noch im Mai die wesentlichen Dinge geregelt zu haben", sagte Berger.

Dem Handelsblatt-Bericht zufolge sieht das Konzept Verkleinerungen der GM-Werke in Saragossa (Spanien), Trollhättan (Schweden) und Antwerpen (Belgien) vor. Gefährdet seien überdies die Fertigungsstätten in Luton und Graz (Österreich). Fiat wolle auch je eine eigene Fertigungsstätte in Süditalien und in Norditalien schließen. Die Fiat-Standorte in Frankreich, Polen, Griechenland und Serbien seien dagegen nicht betroffen.

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