Norwegisches Geld im deutschen Mittelstand:Kalte Liebe

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Eisberge vor Norwegen (Foto: AFP)

Die Geldverwalter der norwegischen Zentralbank verfügen unter anderem über den Ölreichtum aus dem Rentenfonds des Landes. Keiner investiert so gern in deutsche Mittelständler wie sie.

Von Elisabeth Dostert

Die norwegische Zentralbank hat ein Faible für börsennotierte deutsche Mittelständler. Kein anderer institutioneller Anleger hat so viel Geld in frei handelbare Aktien angelegt wie die Norges Bank Investment Management (NBIM), die Vermögensverwalter der Notenbank. Ende September 2013 waren es fast fünf Milliarden Euro, ergab eine gemeinsame Studie des Beratungsunternehmens Cometis und des Datenbankenspezialisten Ipreo.

Die Autoren haben sich den Streubesitz der Firmen in den Indizes MDax, SDax und TecDax angesehen, die für den Mittelstand relevant sind. NBIM wurde Anfang 1998 von der norwegischen Zentralbank gegründet, um die Devisenreserven des Landes zu verwalten genau wie das Geld im Government Pension Fund Global, der sich aus Einnahmen der nationalen Ölindustrie speist.

Der Vermögensverwalter ist weltweit tätig und scheut offenbar das Risiko, er hat seine Mittel sehr breit gestreut. In Deutschland ist er beim Chemiehändler Brenntag engagiert. Nach Angaben des Datenlieferanten Bloomberg lag der Anteil der Norges Bank Ende 2012 bei 2,35 Prozent. Das Grundkapital des im SDax notierten Unternehmens befindet seit Sommer 2012 komplett im Streubesitz.

Die Liste der Anteilseigner liest sich wie das Who is Who der Profi-Investoren: Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock, auch Deutsche Bank, Allianz, UBS, Threadneedle, Paulson & Co und viele mehr. Auch an Börsenwerten, bei denen Gründerfamilien als starke Ankeraktionäre auftreten, finden die Norweger Gefallen. Am Autovermieter Sixt, am Getränkeanlagenspezialisten Krones und des Bau- und Maschinenbaukonzerns Bauer sind sie jeweils mit einigen wenigen Prozenten beteiligt.

Zweitgrößter institutioneller Anleger in frei handelbaren Aktien in Deutschland ist der Studie zufolge die Deutsche Asset & Wealth Management Investment GmbH, sie gehört zur Deutschen Bank, mit rund vier Milliarden Dollar Anlagevolumen, und die US-amerikanische Capital World Investors mit 3,7 Milliarden Dollar.

Nach der Lehman-Pleite hatte das Interesse amerikanischer Investoren an MDax- und SDax-Werten zunächst nachgelassen. Seit 2010 nimmt es wieder zu. Anleger außerhalb Europas und Nordamerikas stecken ihr Geld selten in den börsennotierten deutschen Mittelstand. Den Anteil asiatischer Investoren im MDax beziffern Cometis und Ipreo auf zwei Prozent, im SDax liegt er bei einem Prozent, den TecDax ignorieren die Anleger aus dem fernen Osten bislang.

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