Vielleicht waren die Hoffnungen in diese schwedische Firma zu groß. Northvolt will für die Autoindustrie eine Alternative zu den chinesischen Batterieherstellern sein, eine Fabrik in Schleswig-Holstein soll mehr als 900 Millionen Euro Fördergeld erhalten. Doch jetzt häufen sich die Probleme bei dem Unternehmen, am Montag gab Northvolt erste Ergebnisse seiner internen „Strategieüberprüfung“ bekannt, die seit Juli läuft. Und die lauten: Jobabbau und das Stilllegen einiger Projekte.
Northvolt-Chef Peter Carlsson spricht von „harten Entscheidungen“, die aber nötig seien, um die Geschäftsgrundlage zu sichern. Wie viele Mitarbeiter von den Entlassungen betroffen sein werden, sagt das Unternehmen nicht. „Die Gespräche mit den Gewerkschaften dazu laufen“, heißt es in einer Mitteilung, man wolle den Arbeitsplatzabbau „so gering wie möglich“ halten.
Um Kosten zu senken, will Northvolt die Produktion von chemischen Substanzen, die für die Energiespeicherung in Batterien benötigt werden – sogenanntes Kathodenaktivmaterial – in seiner Fabrik in Nordschweden pausieren. Eine weitere Fläche in Schweden, die das Unternehmen 2022 erworben hatte, soll verkauft werden. Auch dort sollte ursprünglich Material für Kathoden hergestellt werden, rund 1000 Arbeitsplätze waren avisiert. Stattdessen will sich Northvolt auf die Großserienfertigung von Batteriezellen in seiner Fabrik in Schweden konzentrieren.
Für seine Fabrik im polnischen Danzig sucht das Unternehmen einen Investor. Dort betreibt Northvolt eines der größten Werke für Batteriespeicher in Europa, rund 300 Menschen arbeiten dort. Schon vergangene Woche hatte Northvolt angekündigt, sein kalifornisches Forschungszentrum dichtzumachen und dessen Aktivitäten nach Schweden zu verlegen.
In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Berichte, wonach die Serienfertigung der Zellen dem Unternehmen große Probleme bereitet. Es gebe zu viel Ausschuss, insgesamt sei Northvolt bei der Qualität seiner Zellen noch weit hinter den chinesischen Herstellern zurück, die allerdings auch deutlich längere Erfahrung in der Zellproduktion haben. Da sich der Hochlauf bei Northvolt verzögerte, hatte etwa BMW im Sommer einen Auftrag in Höhe von zwei Milliarden Euro storniert. Im Juni gab Northvolt-Chef Carlsson zu: „Wir waren bei unseren Expansionsplänen etwas zu aggressiv.“
In Heide gehen die Bauarbeiten für eine Batteriezellfabrik weiter
Noch setzen deutsche Autohersteller Hoffnungen auf Northvolt: BMW will Batteriezellen der nächsten Generation bei den Schweden kaufen, auch Audi, Porsche, Volvo und Scania stehen weiterhin auf der Abnehmerliste. VW ist gemeinsam mit der US-Investmentbank Goldman Sachs einer der wichtigsten Geldgeber von Northvolt.
Die neuesten Ankündigungen dürften in Schleswig-Holstein dennoch für Unruhe sorgen. Dort hatte Northvolt erst im Frühjahr den Baubeginn für eine Batteriezellfabrik gefeiert, zu Gast waren auch Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck. Beide hatten sich dafür eingesetzt, dass trotz der angespannten Haushaltslage die Millionen-Förderung für das Projekt erhalten bleibt. Eine weitere Fabrik will Northvolt in Kanada bauen.
In der Mitteilung vom Montag heißt es, Northvolt stehe weiterhin zu den Fabriken in Deutschland und Kanada. Allerdings deutet das Unternehmen auch an, dass die Zeitpläne dafür in den kommenden Wochen noch einmal angepasst werden könnten. Bis dahin sollen die Bauarbeiten weitergehen.