Nordkorea:Tabakkonzern liefert Zigaretten für Kim Jong-un

Nordkorea: Kim, der Kettenraucher: Der nordkoreanische Diktatur raucht gern und viel. Das Bild stammt aus dem Jahr 2014.

Kim, der Kettenraucher: Der nordkoreanische Diktatur raucht gern und viel. Das Bild stammt aus dem Jahr 2014.

(Foto: Rodong Sinmun/dpa)

Das Unternehmen British American Tobacco umgeht einfach so Sanktionen - und liefert im großen Stil Zigaretten an Nordkorea. Mit Folgen.

Von Alexander Mühlauer, London

Kim Jong-un gilt als leidenschaftlicher Kettenraucher. Kein Wunder also, dass die Untertanen des Diktators sich daran ein Beispiel nehmen, etwa die Mitarbeiter der nordkoreanischen Botschaft in Singapur. Dorthin hatte eine Tochtergesellschaft von British American Tobacco (BAT) über Jahre hinweg Zigaretten geliefert - obwohl es eigentlich verboten war.

Und das kam so: Als die USA im Jahr 2017 die Sanktionen gegen Nordkorea verschärften, überlegte sich ein Angestellter der singapurischen Tochter des Tabakkonzerns, wie die Geschäfte dennoch weiterlaufen könnten. Und so schickte er einem lokalen Vertriebspartner eine E-Mail mit der Anweisung, jegliche Hinweise auf Nordkorea aus den Bestellungen zu entfernen. Der Vertriebspartner schlug vor, die nordkoreanische Botschaft einfach nur als "koreanische" Botschaft zu bezeichnen. Am Ende einigte man sich darauf, sie lediglich "a ... customer" zu nennen, also auf Deutsch: "ein ... Kunde".

Das alles weiß man, weil es so in den Gerichtsakten steht, in denen Beamte des US-Justizministeriums den "ausgeklügelten Plan" des BAT-Konzerns und dessen Tochtergesellschaft beschreiben. In dieser Woche trafen sich nun Vertreter von British American Tobacco und dem US-Justizministerium, um einen Deal zu schließen. Das Unternehmen, das unter anderem die Zigarettenmarken Lucky Strike und Dunhill herstellt, zeigte sich damit einverstanden, ein Bußgeld in Höhe von 635 Millionen Dollar zu zahlen. Es ist die höchste Strafe, die im Kontext der Nordkorea-Sanktionen bislang verhängt wurde.

Kim soll schon als Internatsschüler in der Schweiz geraucht haben

Der Tabakkonzern gab jedenfalls zu, Zigaretten im Wert von fast 30 Millionen Dollar an die nordkoreanische Botschaft in Singapur geliefert zu haben, die dann weiter nach Nordkorea gelangt sein sollen. Ein klarer Verstoß gegen die Sanktionen. Hinzu kommt: BAT ließ sich mit mehr als 250 Millionen Dollar bezahlen, und zwar von nordkoreanischen Banken, die ebenfalls von den Sanktionen betroffen waren. Das Geld gelangte offenbar über komplizierte Konstrukte von US-Finanzdienstleistern auf das Konto von BAT.

Dass dies überhaupt funktionierte, ist schon erstaunlich. Denn seit Ende der Nullerjahre haben fast alle westlichen Unternehmen ihre Geschäftsbeziehungen zu Nordkorea eingestellt. British American Tobacco wollte da offenbar nicht mitmachen, der Konzern sah in Nordkorea nach wie vor einen lukrativen Absatzmarkt. Brian Nelson, ein Vertreter des US-Finanzministeriums, formulierte es in dieser Woche so: "BAT hat sich jahrelang mit Nordkorea zusammengetan, um einen Zigarettenhandel aufzubauen und zu betreiben. Dabei haben sie sich auf Finanzvermittler verlassen, die mit dem nordkoreanischen Netzwerk zur Verbreitung von Massenvernichtungswaffen in Verbindung stehen."

BAT-Chef Jack Bowles sagte, dass der Tabakkonzern das "Fehlverhalten, das sich aus früheren Geschäftsaktivitäten ergeben hat" bedauere. Bowles selbst werden keinerlei Vorwürfe gemacht. Wie es aussieht, hat er mit der Sache nichts zu tun.

Bleibt die Frage, woher der leidenschaftliche Raucher Kim Jong-un künftig seine Zigaretten bezieht. Nach südkoreanischen Geheimdienstinformationen soll er bereits als 15-jähriger Internatsschüler in Bern seine damalige Freundin angeblafft haben, weil diese ihm vom Tabakkonsum abgeraten hatte. Mit dem Rauchen aufhören? Kommt für Kim offenbar nicht infrage.

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