Süddeutsche Zeitung

Nordea:Neuer Geldwäsche-Verdacht in Skandinavien

Der Investor Bill Browder zeigt die Großbank Nordea wegen dubioser Geldflüsse an. Auch bei der Aufklärung des Geldwäsche-Skandals der Danske Bank spielte der Geschäftsmann eine wichtige Rolle.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Nach der Danske Bank in Dänemark steht nun auch die skandinavische Großbank Nordea unter Geldwäsche-Verdacht. Der in Großbritannien ansässige Investor Bill Browder behauptet der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge, er habe Beweise, dass 405 Millionen Dollar an verdächtigen Geldern über Konten von Nordea geflossen sind. Browder stellte dazu in dieser Woche Strafanzeige bei der zuständigen Behörde in Finnland.

Der Geschäftsmann hatte auch bei den Ermittlungen gegen Danske eine wichtige Rolle gespielt. Er hatte die dänische Bank angezeigt, weil er sich mit seiner Investmentfirma Hermitage Capital als Geschädigter sah. Bei der Danske Bank ist inzwischen klar, dass es sich um einen der größten Geldwäsche-Skandale Europas handeln dürfte. Behörden aus verschiedenen Ländern, darunter den USA, untersuchen Transaktionen von insgesamt 200 Milliarden Euro, die über eine kleine estnische Tochtergesellschaft der Danske abgewickelt wurden. Die Ermittler stufen einen Großteil davon als verdächtig ein.

Dänemark gilt als rechtstreues Land, Korruption gibt es dort kaum. Entsprechend schockiert waren Politiker und Gesellschaft im Sommer, dass der wohl größte Geldwäsche-Skandal in Europa dort seinen Ursprung hat. Ob nun auch die Vorwürfen gegen Nordea stichhaltig sind und wenn ja, welche Ausmaße die Sache annehmen könnte, ist hingegen noch völlig unklar. Die Zahl, die Browder in seiner jüngsten Anzeige nennt, ist aber mehr als doppelt so hoch wie seine frühere Schätzung. "Die endgültige Zahl ist unbekannt", sagte Browder zu Bloomberg. "Wir arbeiten weiter an allen Daten, die wir haben, und wir erhalten weiterhin mehr Daten aus verschiedenen Ländern." Eine Nordea-Sprecherin sagte, man habe die Anzeige zur Kenntnis genommen und arbeite mit den Behörden zusammen. Zudem habe man massiv investiert, um die Abwehr gegen Geldwäsche zu verstärken.

Nordea ist deutlich größer als die Danske Bank und das einzige global systemrelevante Kreditinstitut aus Skandinavien. Wegen der aus ihrer Sicht schärferen Regulierung im Heimatland Schweden verlagert Nordea gerade den Sitz der Konzern-Holding von Schweden nach Finnland - und damit in die Euro-Zone. In Kürze wird das Institut deshalb auch unter die Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) wechseln.

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Quelle:
SZ vom 24.10.2018
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