Nintendo auf der E3:Super Mario, rette uns!

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Kann Nintendos altes Markenzeichen Super Mario den Konsolen-Konzern retten?

(Foto: AFP)

Nintendos Konsole Wii U verkauft sich schlecht, nun steuert der japanische Konzern gegen: Spieler können künftig Level für Mario basteln, die Zelda-Reihe wird fortgesetzt und mit einem Tintenspritz-Shooter versucht das Unternehmen, Kritikern zu begegnen.

Von Johannes Kuhn, Los Angeles

Die Spielebranche hat sich in den vergangenen Jahrzehnten rapide verändert, doch zwei eiserne Regeln bestehen: 1. Alle mögen Super Mario. 2. Niemand wünscht Nintendo Böses.

Der Konsolen-Konzern aus Kyoto steht für Nostalgie, aber auch für Spiele mit Seele. Doch wenn Nintendo nicht aufpasst, tritt bald eine weitere Regel in Kraft: Niemand kauft die Wii. Die Wii U ist ein Sorgenkind. Seit Markstart im November 2012 gingen 6,17 Millionen Exemplare über den Ladentisch, das sind weniger Geräte, als Sony seit vergangenem Herbst von seiner Playstation 4 abgesetzt hat. "Sony hat Nintendo als Marktführer abgelöst. Das Unternehmen liegt immer noch hinter den Zahlen der früheren Generationen, und es sieht so aus, als würde auch Microsoft Nintendo bald überholen, sagt Christine Arrington vom Marktforschungsunternehmen IHS Technology.

Die Zielgruppe der Nebenbei-Spieler, die das Unternehmen mit der ersten Wii so grandios erschloss, wendet sich beim "Spiel für Zwischendurch" offenbar lieber Tablets und Smartphones zu; Hardcore-Gamer bevorzugen die Konkurrenten Xbox und Playstation. Das hat Folgen für die Bilanz: 2013 verbuchte Nintendo einen operativen Verlust von umgerechnet knapp 340 Millionen Euro.

Neuer Zelda-Teil

Auf der Spielemesse E3 in Los Angeles war es also höchste Zeit für eine Rettungsaktion im Super-Mario-Stil. In seiner Videopräsentation holte sich Nintendo dafür alte Bekannte zur Hilfe. 2015 soll ein neuer "Zelda"-Teil für die Wii U erscheinen. Bislang gibt es vom Rollenspiel allerdings nur ein Präsentationsvideo, das eine modernere, weitläufigere Landschaft im Open-World-Stil zeigt.

Auch die Mario-Serie, die mit dem Rennspiel "Mario Kart 8" seit einigen Wochen die Verkaufszahlen belebt, spielt im kommenden Jahre eine größere Rolle: "Mario Maker" ist eine Art digitaler Bastelkasten für Konsolenspieler, die dort ihre eigenen Levels konstruieren können - inklusive des passenden Retro-Looks. Das Multiplayer-Spiel "Mario 10" geht in die nächste Runde. Marios Dinosaurier-Freund Yoshi erhält mit "Yoshi's Wooly World" eine weiteres Spiel, ein harmloses Abenteuer in Flausch-Optik. Erstmals einen eigenen Titel bekommt der kleine Mario-Pilzkopf Toad.

Tintenspritz-Shooter

Wem das zu viel Nintendo-Universum ist: Der Tintenspritz-Shooter Splatoon ist ein neuer Titel, damit begegnet das Unternehmen der Kritik, allzu häufig auf die bekannten Figuren zu setzen. Mit Amiibo geht Nintendo den Weg von Activision und Disney und bringt physische Spielfiguren auf den Markt, die direkt mit der Konsole verbunden sind und Charaktereigenschaften speichern können.

All das aber ist erst für 2015 geplant - für das diesjährige Weihnachtsgeschäft sieht es mit spannenden Titeln noch mau aus. Am erfolgsversprechendsten dürfte das Kampfspiel Super Smash Bros. sein, das für Wii und die Handkonsole 3DS erscheint.

Wird das am Ende reichen, um noch unentschlossene Konsolen-Käufer davon zu überzeugen, die Wii U der Xbox One und der Playstation 4 vorzuziehen? "Nintendo hat es bislang noch nicht geschafft, klarzumachen, warum die Spiele die Konsole zu einem absoluten Muss machen", sagt Analystin Arrington. "Bis ein solches Spiel auf den Markt kommt, wird das Unternehmen wahrscheinlich weiter unter Druck bleiben."

Die Resonanz in der Gaming-Gemeinde auf die Präsentation war positiver. Was aber auch damit zusammenhängt, dass niemand Nintendo Böses wünscht.

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