Süddeutsche Zeitung

Sportartikel:Nike räumt die Lager leer

Die Sportartikelhersteller sind in der Krise: Sie müssen ihre Ware gerade mit hohen Rabatten loswerden. Das ist gut für die Kunden, aber schlecht für das Geschäft.

Nike kommt beim Abbau der Lagerbestände offenbar schneller voran als die deutschen Konkurrenten Adidas und Puma. Ende des dritten Quartals, das im Februar endete, hatte der amerikanische Sportartikel-Weltmarktführer noch Waren für 8,9 Milliarden Dollar auf Lager. Das sind zwar 16 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie Nike mitteilte. Adidas und Puma saßen zum Jahresende jedoch auf jeweils 50 Prozent höheren Lagerbeständen, nachdem Sportschuhe und Freizeitkleidung in der Corona-Krise knapp waren und die Händler mehr bestellten, als sie verkaufen konnten.

Besonders bei Adidas läuft es gerade schlecht. Der neue Konzernchef Björn Gulden hat einige Probleme. Nach der Trennung vom umstrittenen US-Rapper Kanye West wegen dessen antisemitischer und rassistischer Ausfälle sitzen die Deutschen nun auf einem quasi unverkäuflichen Berg von Schuhen im Wert von 500 Millionen Euro. Gerade wird geprüft, ob die Schuhe geschreddert und anschließend recycelt werden können. Adidas könnte in diesem Jahr zum ersten Mal seit 30 Jahren einen Verlust machen. Und daneben gibt es es wie Nike und Puma auch bei Adidas volle Lager.

Alle Anbieter versuchen nun, die Ware mit hohen Rabatten loszuschlagen. Das ist zwar schön für die Kunden, die weniger bezahlen müssen, drückt aber die Bruttomargen und damit die Gewinne: Bei Nike ging die Marge im abgelaufenen Quartal 2022/23 deutlich zurück - auch wegen des starken Dollars und immer noch höherer Frachtkosten. Für das Gesamtjahr, das dann im Mai endet, rechnet das Unternehmen mit Hauptsitz in Beaverton im US-Bundesstaat Oregon mit einem Margenrückgang um 2,5 Prozentpunkte. Diese Information drückte die Nike-Aktie nachbörslich um zwei Prozent. Auch Adidas- und Puma-Aktien gaben am Mittwoch leicht nach.

Auch in China gab es zuletzt erhebliche Probleme

Da half es auch nicht, dass Nike-Finanzvorstand Matt Friend nun auf ein höheres Umsatzwachstum setzt und die Nike-Zahlen zumindest im laufenden Quartal stabil bleiben sollen. Immerhin: Zu Beginn des neuen Geschäftsjahres 2023/24 dürften die Lagerbestände wieder auf einem "gesunden" Niveau sein, sagte Friend. Auch Adidas und Puma rechnen bis zur Jahresmitte mit einer Normalisierung.

Vor allem in China schlägt sich Nike derzeit deutlich besser als die Konkurrenz: Im dritten Quartal lagen die Umsätze des Sportartikelherstellers dort nur noch acht Prozent unter dem Vorjahr, nachdem die Regierung in Peking die Lockdowns abrupt beendet hatte und die Chinesen wieder einkaufen gehen konnten. Ohne Währungseffekte wäre das Vorzeichen sogar positiv gewesen.

Insgesamt übertraf Nike im dritten Quartal mit Umsatz und Gewinn die Erwartungen der Analysten: Vor allem das Geschäft mit Schuhen wie dem Retro-Klassiker Jordan und dem neueren "LeBron 20" zog an. Der Umsatz lag mit 12,4 Milliarden Dollar währungsbereinigt 19 Prozent über dem Vorjahr, der Nettogewinn gab angesichts der Rabatte aber um elf Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar nach. In Nordamerika, dem größten Markt von Nike, schnellte der Umsatz um 27 Prozent nach oben, in Europa um 17 Prozent. Die Strategie, ganz auf den direkten Online-Verkauf an die Kunden zu setzen, zahle sich aus, hieß es.

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