Süddeutsche Zeitung

New York gegen Wal-Mart:Sieg gegen die Supermarkt-Supermacht

Wal-Mart regiert den amerikanischen Einzelhandel - doch die New Yorker wollten ihre kleinen Geschäfte schützen und probten den Aufstand. Jetzt haben sie die Schlacht um Brooklyn gewonnen. Der Stadtteil bleibt von der Kette verschont.

Von Artur Lebedew

New York ist zwar größer als ein gallisches Dorf. Aber so wie sich jenes bretonische Örtchen im Asterix-Comic tapfer gegen die Römer wehrt, kämpft die Stadt am Hudson River gegen die Besetzung durch den Weltkonzern Wal-Mart. Jetzt hat sie einen Teilerfolg erreicht: Der Einzelhandels-Riese möchte in Brooklyn keinen Supermarkt aufziehen - zumindest vorerst, wie die New York Times (NYT) schreibt. Damit gibt es in der bevölkerungsreichsten Stadt der USA weiterhin keinen Wal-Mart.

Die Zeitung zitiert einen Konzern-Sprecher, der den Teil-Rückzug bestätigt: "Als wir bemerkten, dass wir im Osten New Yorks nicht vorankommen, haben wir einige Aktivitäten in Brooklyn zurückgefahren." Ein vorher vom Konzern beauftragter Lobbyist wird deutlicher: "Die haben nahezu komplett zusammengepackt und sind weg."

Seine Eroberungspläne in New York komplett aufgeben will der Konzern aber nicht. Dem Sprecher zufolge sondiert Wal-Mart nun alternative Standorte für eine erste Filiale.

Tante-Emma-Läden gehören zum Stadtbild

New York und Einzelhandelsketten - aus Sicht vieler Stadtbewohner passt das nicht zusammen. Seit Jahren stemmt sich die Metropole gegen die Riesen, allen voran Wall-Mart. New York als der größte urbane Markt der USA sperrt den Branchenführer aus, der den Rest des Landes beherrscht.

Denn neben gigantischen Hochhäusern gehören auch kleine Fachgeschäfte und Tante-Emma-Läden zum Stadtbild. Viele Bewohner befürchten, dass der Konzern die Löhne der Angestellten in den kleinen Geschäften drückt, sollte er seine gigantischen Supermarkt-Hallen erst einmal in der Stadt hochziehen.

Mit viel Geld und Lobby-Arbeit versucht Wal-Mart, gegen diese Ängste anzukommen. Allein im Jahr 2011 habe das Unternehmen 2,8 Millionen Dollar für Lobbyisten ausgegeben, die Politiker davon überzeugen sollten, was für eine gute Firma Wal-Mart sei, schreibt der britische Guardian. Kaum ein anderes Unternehmen investiert so viel in die Lobbyarbeit.

Die Politiker zeigen sich davon gleichwohl unbeeindruckt. Im November wählen die New Yorker einen neuen Bürgermeister und die Kandidaten wollen es sich mit den Bewohnern nicht verscherzen. Also schießen sie auf den Konzern: "So lange Wal-Mart sein Verhalten nicht ändert, sind sie in der Stadt nicht willkommen", zitiert die NYT die populäre demokratische Amts-Anwärterin Christine Quinn, die die umstrittenen Arbeitsbedingungen bei dem Unternehmen anspricht.

Bill de Blasio, ein anderer aussichtsreicher Kandidat für den Bürgermeister-Posten, analysiert Wal-Marts Niederlage wie ein Kriegsstratege: Es sei sonnenklar, dass die Firma zuletzt an Stoßkraft verloren und es nicht geschafft habe, einen Brückenkopf aufzubauen. In der Militärsprache ist ein Brückenkopf eine Stellung auf feindlichem Boden.

Wal-Mart gibt den Kampf um die Stadt trotzdem nicht verloren. Siegessicher sagt ein Sprecher des Unternehmens: "Die New Yorker wollen uns hier."

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