Neues Tarifangebot der Bahn:"Mir wäre lieber gewesen, er hätte den Mund gehalten"

Bahnchef Mehdorns öffentliche Äußerungen zum Angebot an die GDL sorgen für neuen Ärger im Tarifkonflikt. Mit seiner Mitteilungsfreudigkeit habe er das vereinbarte Stillschweigeabkommen gebrochen, beklagt die Gewerkschaft.

Bahn-Chef Hartmut Mehdorn hat die Lokführergewerkschaft GDL mit Angaben über das neue Angebot des Konzerns an die Gewerkschaft verärgert. "Mir wäre lieber gewesen, er hätte den Mund gehalten. Wozu haben wir Stillschweigen vereinbart?", sagte Hans-Joachim Kernchen, Vorsitzender des GDL-Bezirks Berlin-Sachsen-Brandenburg.

Mehdorn hatte gesagt, die Bahn wolle den Lokführern bis zu 13 Prozent mehr Lohn zahlen. Derweil schwelt auch die Auseinandersetzung der Bahn mit der Gewerkschaft Transnet weiter. Transnet-Chef Norbert Hansen drohte mit Streik, falls die Verhandlungen über die Tarifstruktur nicht erfolgreich sind.

Mehdorn sagte am Rande einer Veranstaltung in Neu-Ulm, das Angebot der Bahn von Mittwoch sehe Einkommenssteigerungen zwischen acht und 13 Prozent vor. Einen eigenständigen Tarifvertrag enthalte das Angebot indes nicht, sagte er der SZ. Der Grundsatz "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" dürfe nicht aufgegeben werden - das würde zu Chaos führen.

Kernchen kritisierte die Aussagen Mehdorns. Sollte dies tatsächlich bedeuten, dass der Konzern weiterhin den Lokführern keinen eigenständigen Tarifvertrag anbieten wolle, werde die GDL nicht verhandeln. "Dann würde ich aufgrund unserer Beschlusslage sagen, dann ist das Angebot keinen Pfifferling wert."

GDL-Sprecher Maik Brandenburger wollte die Aussagen Mehdorns nicht kommentieren. Die GDL werde sich am Montag dazu äußern. Es habe ihn aber "überrascht", dass Mehdorn trotz des vereinbarten Stillschweigens Inhalte preisgebe.

Transnet erwägt ebenfalls Streiks

Transnet-Chef Hansen sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, seine Gewerkschaft fordere in den seit Monaten andauernden Verhandlungen mit der Bahn zur Entgeltstruktur Verbesserungen für alle Berufsgruppen. Er könne sich Lohnsteigerungen in Höhe von "10 bis 15 Prozent" vorstellen.

Zur Not werde Transnet auch streiken, drohte Hansen. In der Personalplanung müssten "mindestens 500 Millionen Euro" für Einkommensverbesserungen für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten bereit gestellt werden.

Zudem drohte Transnet mit der Blockade der neuen Dienstpläne, die bei der Bahn mit dem Wechsel zum Winterfahrplan ab dem 9. Dezember gelten sollen. "Wir werden es darauf ankommen lassen, dass diese Dienstpläne im schlimmsten Fall nicht umgesetzt werden können", sagte der Tarifvorstand der Gewerkschaft, Alexander Kirchner.

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