Neues Online-Ranking:Ärzte wollen Krankenkassen im Internet bewerten

Dass Patienten die Leistungen ihrer Ärzte im Internet beurteilen, ist längst Alltag. Jetzt starten die Mediziner selbst ein neues Bewertungsportal: Öffentlich beurteilen sie dort die Leistungen der 140 gesetzlichen Krankenversicherungen. Die Patienten sollen davon profitieren.

Bewertungsportale im Internet erfreuen sich enormer Beliebtheit. Reisende beurteilen Hotels, Schüler vergeben Noten an ihre Lehrer und Patienten können die Leistungen von Ärzten bewerten. Letztere führen nun selbst ein neues Ranking ein: Deutschlands Kassenärzte und Psychotherapeuten wollen in einem öffentlich einsehbaren Internetportal die Leistungen der 140 gesetzlichen Krankenkassen bewerten.

Das Portal www.Krankenkassen-Navigator.kbv.de soll an diesem Freitag am Rande einer Ärzteversammlung in Berlin freigeschaltet werden, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Köhler, sagte, mit Hilfe des Navigators könnten Mediziner ihre Erfahrungen mit den Krankenkassen schildern und bewerten. So könne man über Schwachstellen und Verbesserungsmöglichkeiten ins Gespräch kommen.

"Wenn die Versicherten Ärzte bewerten, dann sollen sie auch mal sehen, ob und wie eigentlich ihre Kasse dazu beiträgt, eine gute Versorgung zu unterstützen - oder eben nicht", sagte Köhler der Zeitung. Letztendlich profitierten die Patienten von der Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Kassen.

In das Ranking fließen fünf Kriterien ein: Therapiefreiheit, Bürokratie, Regresse, Selektivverträge sowie Service und Information. Am Ende soll eine Liste der zehn besten und der zehn schlechtesten Kassen stehen.

Auf der Veranstaltung, auf der das neue Portal offiziell vorgestellt wird, geht es eigentlich um ein ganz anderes Thema: den verfahrenen Honorarstreit zwischen Medizinern und Krankenkassen. Rund 60 Delegierte beraten auf der Versammlung des KBV über das weitere Vorgehen.

Die Verhandlungen mit den Kassen wurden unterbrochen und sollen am 4. Oktober wiederaufgenommen werden. Die Ärzte fordern 3,5 Milliarden Euro mehr - ein erstes Angebot der Kassen sah aber nur ein Plus von 270 Millionen Euro vor. Für den 10. Oktober hat die Allianz freier Ärzteverbände zu einem Aktionstag aufgerufen. Dann wollen die Mediziner vor den Zweigstellen der Kassen protestieren, viele Arztpraxen sollen ganz geschlossen bleiben.

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