Süddeutsche Zeitung

Neues Bündnis:Wechselfieber

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Der Automobilclub ADAC und die Allianz kooperieren bei Autoversicherungen - ihre Pläne sind ambitioniert. Clubmitglieder bekommen Rabatt.

Von Anna Gentrup, München

Die Allianz und der Automobilclub ADAC gehen mit großen Erwartungen ein Bündnis bei Kfz-Versicherungen ein. Beide stellten am Donnerstag ihre neues Produkt vor. ADAC-Mitglieder erhalten bis zu zehn Prozent Rabatt auf den Tarif, der in einer Basis-, Komfort- und Premium-Variante zu haben ist. Vollmundig versprach Johannes Maslowski, Finanzchef der ADAC Autoversicherung: In der Basisdeckung sei "alles enthalten was man wirklich braucht." Die Police soll fair, transparent und günstig sein. Die Allianz habe dafür ihre Prozesse stark vereinfacht und die Kosten gesenkt, erläuterte Joachim Müller, Vorstandsvorsitzender der Allianz Versicherung.

Die ADAC Versicherung ist der neue Partner der Allianz - bisher arbeitete der Branchenrivale Zurich mit dem ADAC zusammen. Der ADAC-Versicherer will die Nummer eins bei den ADAC-Mitgliedern werden. Derzeit sind die meisten ADAC-Mitglieder bei der HUK-Coburg versichert, auf Platz zwei liegt die Allianz, sagte Marion Ebentheuer, Vorstandsvorsitzende der ADAC Versicherung. Auf welchem Platz die ADAC Autoversicherung mit ihren rund 650 000 Verträgen derzeit liegt, wollte sie nicht sagen; nur so viel verrät sie: "Um unser Ziel zu erreichen, müssen wir signifikant wachsen."

Auch die Allianz verfolgt bei dem Bündnis ambitionierte Pläne. Nach Jahren wollen die Münchener der HUK-Coburg endlich wieder die Marktführerschaft abjagen. Diese kam Ende 2018 auf mehr als 12 Millionen versicherte Fahrzeuge. Die Allianz ist zwar der stärkste Wettbewerber, meldete zeitgleich aber deutlich weniger, nämlich rund 8,6 Millionen versicherte Fahrzeuge. Über die ADAC-Kooperation kamen nun nochmals 650 000 Wagen hinzu. "Wir haben als Allianz den Anspruch, in allen Branchen marktführend zu sein", sagte Vorstandschef Müller. Bis zu diesem Ziel habe sich der Konzern aber einen "langfristigen Weg" vorgenommen.

Derzeit bringen sich die Fahrzeug -Versicherer für die alljährliche Wechselsaison im Herbst schon mal in Stellung. Da die meisten Verträge bis zum 30. November gekündigt werden können, werben die Anbieter bis dahin intensiv mit neuen Tarifen und Rabatten, um der Konkurrenz die Kunden streitig zu machen. Der Düsseldorfer Versicherer Ergo hat gerade einen neuen Tarif gestartet, Marktführer HUK-Coburg geht mit frischem Internetauftritt auf Kundenjagd.

Die Allianz will bei dem Kräftemessen kräftig mitmischen. Die Kfz-Versicherung trage wieder deutlich zur Wachstumsentwicklung bei und habe "eine überragende Bedeutung für das Portfolio der Allianz Deutschland", sagte Klaus-Peter Röhler, Vorstandschef der Allianz Deutschland.

Die Münchner wollen bald mit dem neuen europaweiten Direktversicherer Allianz Direct an den Start gehen. Bei Fragen, wann genau es soweit ist, gab sich die Allianz jedoch zugeknöpft. "Einen genauen Termin können wir nicht sagen", sagte Müller. Es werde unter Hochdruck an der Markteinführung gearbeitet. Geplant ist, dass Allianz Direct noch zur Wechselsaison 2019/2020 in Deutschland und in den Niederlanden den Geschäftsbetrieb aufnimmt. Anschließend sollen weitere Länder folgen.

Die Münchner sind bereit, zugunsten des Erfolgs von Allianz Direct in den ersten Jahren "technische Verluste" in Kauf zu nehmen. Einen Preiskampf, bei dem sich die Autoversicherer gegenseitig unterbieten, wolle man jedoch nicht befeuern. "Zumindest sind es nicht wir, die so etwas forcieren", sagte Allianz-Versicherungs-Chef Müller. Der Konzern halte an seiner Margenerwartung fest.

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Quelle:
SZ vom 20.09.2019
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