Neuer Vertriebsvorstand:VW-Mann soll Opel das Verkaufen lehren

Im Kampf gegen die Dauerkrise bedient sich der Autohersteller Opel nun offenbar bei der erfolgreichen Konkurrenz: Der Konzern soll einen neuen Vetriebs- und Marketingvorstand berufen haben, der bislang für Volkswagen gearbeitet hat.

Volkswagen, Skoda, Volvo - Alfred Rieck war in seinem Managerleben schon für den Verkauf so mancher Automarken zuständig. Nach Angaben der Online-Ausgabe der Financial Times Deutschland (FTD) könnte demnächst eine vierte Station hinzukommen: Rieck soll demnach neuer Vertriebs- und Marketingvorstand bei Opel werden.

Der frühere China-Chef der erfolgreichen VW-Tochtermarke Skoda, die mit einigen Opel-Modellen konkurriert, würde damit Nachfolger von Alain Visser. Visser war bereits vor rund drei Wochen zu Chevrolet gewechselt, der wie Opel ebenfalls zum sanierten US-Autohersteller General Motors (GM) gehört. Beide Unternehmen haben den Wechsel bislang nicht bestätigt. Zu Personalspekulationen äußere man sich nicht, sagte ein VW-Sprecher sueddeutsche.de. Bei Opel hieß es, man wolle die Meldung nicht kommentieren. Laut FTD soll der Opel-Aufsichtsrat bereits am 28. März über den Wechsel abstimmen.

Mit Hilfe des Niederländers Rieck will Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke offenbar eine der schwersten Krisen des Unternehmens bewältigen. 2011 fuhr der Rüsselsheimer Konzern ein Minus von 570 Millionen Euro ein, der Marktanteil sank um 0,1 Prozent. Und auch im laufenden Jahr hält der Negativtrend an: In den ersten beiden Monaten brach der Absatz von Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall um 19,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein. Der gesamte westeuropäische Automarkt schrumpfte hingegen lediglich um 7,8 Prozent. Eine baldige Rückkehr in die Gewinnzone schließt Vorstandschef Stracke daher aus.

Eine Expansion Opels in boomende Schwellenländer wie China und Brasilien verhindert bislang der Mutterkonzern. GM vertreibt dort exklusiv seine amerikanischen Marken Chevrolet und Buick. Rieck bleiben somit nur wenige Möglichkeiten, eigene Akzente zu setzen. Angesichts der erst kürzlich eingegangenen Allianz mit dem französischen Autokonzern PSA dürfte sich der 55-jährige Manager bei Opel mit dem Abbau von Überkapazitäten beschäftigen.

Wiederholt wurde spekuliert, die Werke in Bochum und im englischen Ellesmere Port könnten geschlossen werden. Die Unternehmensführung setze sie unter Druck und spiele die Standorte gegeneinander aus, kritisierten Opel-Betriebsräte aus sieben europäischen Ländern. Sollte Alfred Rieck also zu Opel wechseln, wartet dort auf ihn eine Menge Arbeit.

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